Ja, wo isser denn!?

... und hier isser jetzt gerade:

Sonntag, 16. September 2012

Auf in die Hauptstadt (12. bis 14. Juli)

(Hinweis: Inzwischen bin ich natürlich schon lange wieder zuhause. Trotzdem bleibe ich aber bei meinem Stil, die Berichte hier in der Gegenwartsform zu schreiben. Lasst euch davon nicht irritieren, macht einfach mit mir eine Zeitreise zu dem jeweils in der Überschrift genannten Datum.)

Quizfrage: wie heisst die Hauptstadt des Bundesstaates New York?

Wer jetzt auf New York City tippt, liegt falsch. Es ist Albany. Noch nie gehört? Ich auch nicht. Aber da radle ich jetzt hin.

Die letzten zwei Tage habe ich ja am Delta Lake bei Don und Linda verbracht. Der Delta Lake liegt knapp ausserhalb von Rome, und zwar nördlich. Ich will mach Südosten, also fahre ich erst mal nach Rome rein - und stoße auf dieses "National Monument":


Nein, nicht nur der Stein. Da ist ein ganzes Fort dahinter - Fort Stanwix, 1758 errichtet - erstmals. Es scheint sehr schön erhalten zu sein und vermittelt durchaus auch einen guten Eindruck von dem damaligen Soldatenleben. Aber als ich dann frage, wieviel denn noch original wäre, enttäuscht mich die Antwort doch: gar nichts.

Das originale britische Fort ist schon sehr schnell wieder verfallen, wurde 1776 von den Amerikanern wieder aufgebaut, aber - nachdem es seinen Zweck im Unabhängigkeitskrieg erfüllt hatte - schon 1781 wieder aufgegeben. Im 19. Jahrhundert ist es verfallen und wurde überbaut.

Bis 1976 war das ein recht dicht bebautes Stadtviertel von Rome - Fort Stanwix liegt ja mitten in der Stadt. Der Staat hat dann den gesamten Grund aufgekauft und alle Gebäude platt gemacht - und so sieht das heute aus:


Kaum zu glauben, dass das mal Innenstadt war. Die Fotos der Ausstellung im Fort beweisen es aber.

Ab 1976 wurde das Fort dann wieder originalgetreu aufgebaut. Wohngebäude, Lager und Werkstätten bilden ein Viereck um den zentralen Platz herum:


Wer genau hinschaut, erkennt im ersten Bild Leute und komische Päckchen auf der Wiese. Ich frage natürlich nach: hier wird gerade die Zeltstadt aufgebaut für die 500 Erie-Canal-Radler, die ich vor ein paar Tagen überholt habe, und die heute abend hier ankommen. Obwohl ich nicht dazugehöre, üben die Betreuer mit mir schon mal ein bißchen Radfahrerbetreuung: ich darf den "Mister" benutzen und meinen Namen mit Kreide auf dem Asphalt verewigen - jedenfalls bis zum nächsten Regen. Und fotografiert werde ich auch einige Male.

Über das Schild "Mister" wundere ich mich natürlich. Zuerst denke ich, klar, da geht's zum Herrenklo. Das ist aber woanders. Ich schaue genauer hin, eine Rangerin dreht den Hahn auf - und von oben rieselt feinster Wassernebel (engl: mist) auf mich herab. Ah, wieder was gelernt - und die Besucherin neben mir auch, die mir gesteht, dass sie - obwohl gebürtige Amerikanerin - auch nicht wusste, was das Schild bedeutet, sich aber nicht getraut hat zu fragen.

Nach dieser Erfrischung, die ich mir eigentlich noch gar nicht verdient habe, geht's weiter am Erie Canal entlang. Die New Yorker Farben sind gelb und blau, und genau so hat die zuständige Behörde alle Schleusenanlagen und Schiffe lackiert. Ein bißchen gewöhnungsbedürftig, aber schön bunt.



Die Schleusen sind übrigens auch noch alle in Betrieb, und mir kommen auch so einige Freizeitkapitäne entgegen. Das hier ist natürlich keiner, die Farben zeigen klar, dass das ein offizielles Schiff ist.


Weiter geht's am Kanal entlang bis - Frankfurt? Nicht ganz - Frankfort. Und auch weder am Main noch an der Oder. Und kleiner. Kaum drin, bin ich auch schon wieder draussen.


Fußgänger darf man ja generell nicht überfahren (ist auch gut so), aber liebe alte Menschen schon erst recht nicht. Also schreibt man das auch auf's Schild mit drauf. Ich hoffe, es hilft.


"Xing" ist übrigens einfach die Kurzform von "crossing", also kreuzen. Das Wort sieht man hier überall - ich muss mal nachschauen, ob's im amerikanischen Äquivalent des Dudens drin ist.

Und nach Frankfort geht's auch gleich deutsch weiter. Ich habe aber nicht rausgefunden, was "flatts" sind. So richtig spannend ist German Flatts dann auch nicht.


Der Kanal in Little Falls - fast auf Seebreite ausgebaut und mit einem kleinen Hafen. Es ist mal wieder saumäßig heiss, ich gönne mir eine Pause und diverse kalte Getränke, während ...


... ich mich weiterbilde.


Ein paar Meilen weiter grüßt mich dann dieses Schild. Nett, dass man hier gewarnt wird. Noch netter und vor allem nützlicher wäre es vielleicht gewesen, wenn sie dazugeschrieben hätten, ob das jetzt 8% bergauf oder 8% bergab geht.


Ein paar Meter weiter weiss ich dann, dass bergab gemeint war - aber nur ungefähr 10 Meter. Schade eigentlich.

Und auch hier findet man noch Amish, ganz entspannt beim Fischen. Ein friedliches Völkchen, leider etwas fundamentalistisch.


Das Ziel des heutigen Tages ist die Pfälzer Brücke. Naja, oder so ähnlich heisst der Ort jedenfalls.


Ich quartiere mich im einzigen Motel des Ortes ein - sieht von außen leider viel schöner aus als von innen. Passt aber zum ganzen Ort, der irgendwie seltsam unwirtlich wirkt. Die einzige Möglichkeit, an ein Abendessen zu kommen, bietet der lokale McDonald's. Wer mal richtig echte amerikanische Burger gegessen hat, weiss, dass die McDonalds-Dinger damit nur sehr wenig zu tun haben. Aber ich habe Hunger und daher keine Wahl.



Am nächsten Morgen geht's weiter in die nächste "Großstadt" - Amsterdam. Ob das ein paar ausgewanderte Holländer gegründet haben, nachdem Nieuw Amsterdam in New York umbenannt wurde? Damit die Erinnerung an ihre Heimat nicht so ganz von der Landkarte verschwindet?


Ein Hotel in Amsterdam - "Bettenburg" im wahrsten Sinne des Wortes.


Schwülwarm und windstill.


Eigentlich will der Farmer hier nur Hühnchen verkaufen. Das Schild ist aber derart eindeutig zweideutig, dass ich sicher bin, dass er genau wusste, was er da schreibt. Und trotzdem muss ich es fotografieren. Wahrscheinlich führt er irgendwo eine Strichliste auf einem sehr großen Blatt Papier für alle anzüglichen Witzchen, die seine Kunden da machen.


Naja, was kommt nach Amsterdam? Klar: Rotterdam. Ohne Hafen, dafür aber ...



... mit großen Diesel-Lokomotiven, die hier auf der Straße rangieren. Drei mal hin und her, um ein paar Tankwagen auf verschiedene Gleise umzusortieren. Aber zum Glück haben weder ich noch die Autofahrer vor der Schranke es besonders eilig. Und die Bahnarbeiter rangieren durchaus flott, so schnell es eben geht.


New York State ist ja ein "blauer" Staat, also fest in Demokratenhand. Aber so ein Schild in einer sehr ländlichen Gegend überrascht mich dann doch. Nicht, weil Obama draufsteht, sondern wegen des LGBT. Ich bin erfreut.


Weiter geht's entlang am Kanal, der hier schon recht breit ist. Allerdings ...


... ist er auf einmal fast zugewachsen. Na sowas. Ich habe keine Ahnung, wieso das so ist.



Einige Meilen weiter. Wenn ich jetzt nicht abbiege, komme ich auf eine sehr breite Straße, bei der der Verkehr weniger von rechts und links, sondern mehr so von oben kommt.


Ich bin am Flugplatz von Albany angekommen. Noch zwei, drei Kilometer, dann erreiche ich mein Ziel für heute: ein Couchsurfer-Host, bei dem ich drei Nächte bleiben werde.

Den nächsten Tag nutze ich zur Hauptstadtbesichtigung. Was hat Albany denn so alles zu bieten?

Zuerst mal ein bißchen Geographie: hier mündet der Erie Canal in den Hudson River, der von New York City bis hierher schiffbar ist. Ab sofort fahre ich also nicht mehr den Kanal entlang Richtung Osten, sondern den Hudson Richtung Süden.

Fast direkt gegenüber von meinem Host finde ich einen Hindu-Tempel mit Gemeindehaus. Gibt's sowas in dieser Größe eigentlich in Deutschland auch?


Ich radle weiter in die Innenstadt und finde eine sehr breite Hauptstrasse den Hügel hinauf. Rechts ist die obligatorische Riesenkirche, geradeaus ein Prachtbau, der wohl zur Stadtverwaltung gehört. Links, noch nicht sichtbar, ist das "Regierungsviertel".



Der Blick in die andere Richtung, über den Hudson River hinweg. Leider habe ich keine Zeit herauszufinden, was das für ein Gebäude ist.


Ich radle hinter zwei Kollegen den Hügel hinauf. Der eine ist ein wenig kopflos, hält sich dafür aber noch ganz wacker aufrecht. Der andere schaut auch nicht so sehr besorgt aus, temporäre Kopflosigkeit ist anscheinend hier nichts schlimmes.


Einmal links abgebogen, und schon komme ich mir vor wie in einer anderen Welt. Die zugehörige fliegende Untertasse parkt auf der linken Seite.


Wahnsinn, das könnte auch das UN-Hauptquartier oder der Regierungssitz eines größenwahnsinnigen sozialistischen Diktators in den sechziger Jahren sein. Tatsächlich ist es aber Regierung und Parlament des Bundesstaates New York in einer Stadt mit gerade mal 100000 Einwohnern - richtig groß ist Albany nämlich nicht.

Die Stadtverwaltung mag's ein wenig klassischer, aber durchaus nicht weniger imposant.




Kirche? Standesamt? Ich weiss es nicht, aber man kann anscheinend prima eine etwas noblere Hochzeit feiern mit einer sehr langen Limousine und ...


... vielen gleich angezogenen Männern und anders-gleich angezogenen Frauen. Alles Gute, liebes Brautpaar!


Schön, dass es einige Straßen weiter auch noch bescheidenere, aber durchaus auch stilvolle Häuschen wie die drei in der Bildmitte gibt.


Nach einer Rundfahrt durch das kleine, aber erstaunlich lebendige Künstler- und Schwulenviertel (mit einer kalorienreichen Pause in einem netten kleinen Cafe) mache ich mich auf den Weg nach Hause - und komme an Wolf's Biergarten (in dieser Schreibweise!) vorbei:


Da muss ich dann doch mal reingucken. Rohe Holzbänke und -tische sind schon mal gar nicht so schlecht. Dass der ganze Boden mit den Schalen der Gratis-Erdnüsse voll ist, passt nicht so recht in's bayerische Bild, ebenso die sechs bis acht Fernseher an den Wänden, auf denen die verschiedensten Sportprogramme laufen.

Neugierig wie ich nun mal bin kaufe ich mir eine Radlerhalbe und eine Brezn. Der Barmann muss beim Radler zwar nachfragen, weil er sich nicht ganz sicher ist, ob das wirklich Zitronenlimo mit Bier ist, aber geschmeckt hat's gar nicht schlecht. Bei der Brezn allerdings ist noch viel Raum für Verbesserungen. Irgendwie ist der Teig richtig fad, das kann auch das Salz obendrauf nicht wettmachen.


Als ich dann zur Tür rauskomme, steht das da vor mir:


Die "I. Emma Duck" (klingt ausgesprochen wie "I am a duck"). Das Ding ist nicht nur reine Show, es kann tatsächlich schwimmen - und tut das auch mehrmals täglich bei Touristenrundfahrten. Wie ich später in der Lokalzeitung lese, habe ich sie aber an ihrem vorletzten Tag hier in Albany gefunden. Der Besitzer schliesst sein Geschäft und verkauft sie irgendwohin. Immerhin werden sie nicht verschrottet.

Das war der Tag für heute. Morgen geht's zum Tough Mudder nach Vermont - darüber habe ich ja auch schon geschrieben. Ihr müsst die Artikel einfach gedanklich umsortieren.

Freitag, 27. Juli 2012

Tough Mudder (15. Juli)

Das ist ein Bericht ueber den 15. Juli, also einige Zeit bevor ich in New York angekommen bin.

Vor ein paar Tagen hat mich ein Freund kontaktiert, der zufaellig in der Gegend von Albany ist, und gefragt, ob ich mit ihm ein kleines sportliches Event besuchen will. Klar will ich - und so holt er mich abends mit dem Auto ab, wir fahren rueber nach Vermont und suchen uns ein Motel in der Naehe unseres Zielortes, damit wir am naechsten Morgen rechtzeitig dort sind.

"Dort" ist Mount Snow, und das Event stellt sich als der diesjaehrige Tough Mudder heraus, ein Lauf ueber 10 Meilen und 1000 Hoehenmeter mit einem Dutzend fieser Hindernisse, die viel mit engen Roehren, hohen Waenden, Wasser und elektrischem Strom zu tun haben. Ganz so knallhart wie die Website das darstellt ist die Veranstaltung aber nicht - jeder trainierte Mensch kann den Parcour schaffen. Aber das Wort "mud" steckt natuerlich voellig zu recht im Namen drin.

Der Freund, der hier namenlos bleiben will, hat in den letzten Jahren mit dem Laufen angefangen und dabei durchaus auch mal solche Hindernislaeufe gemacht. Jetzt soll's aber mal was groesseres sein - hier starten immerhin am Samstag etwa 10000 und am Sonntag nochmal etwa 2000 Sportler. Also hat er sich ein Ticket besorgt. Ich begleite ihn als Fotograf, im Rahmen meiner bescheidenen Moeglichkeiten.

Die Sportler fangen so langsam an, sich vor dem Eingang zu versammeln.


Das Schlammschlacht-Outfit wird angelegt. Wenn man kein Hemd anhat, kann's auch nicht zerreissen oder unwaschbar verdrecken. Fiese Sachen gehen allerdings dann direkt auf die Haut. Aber ein nasses Hemd schuetzt sowieso nicht sehr gut vor Stromschlaegen.


Die beiden stehen da fast unbeteiligt wirkend herum. Spaeter stellt sich heraus, dass sie zu den Favoriten des Tages gehoeren. Jedenfalls sind sie unter den ersten fuenf, solange ich das verfolgen konnte.


So sahen die meisten Teams aus - jung und muskuloes.



Mein anonymer Freund sticht da doch etwas hervor: er tritt in Bundeswehr-Uniform an. Damit da kein falscher Eindruck entsteht: er ist ein lieber, netter, linker Pazifist. Nur halt mit einer Vorliebe fuer Uniformen.


Der Live-Kommentator staunt jedenfalls nicht schlecht, macht ein paar Witzchen und zollt dann doch Respekt. Die Uniform macht den Parcour natuerlich nicht leichter.


Auf die Plaetze - fertig - LOS! So auf deutsch hat das natuerlich niemand gesagt. Vielmehr wurde patriotisch-sentimental die Nationalhymne gespielt.


Und dann geht's rennenderweise den Berg rauf. Man muss die Leute ja muede kriegen.


Ein paar Minuten spaeter kommen sie auch schon wieder runter. Noch rennen die meisten.


Und wieder eine andere Piste rauf. Hier wird dann doch ueberwiegend Schritttempo bevorzugt. Die Wasserkanone ist uebrigens keines der Hindernisse, sondern eine willkommene Abkuehlung.


Waehrend die Athleten so laufen, schaue ich mir mal die Gegend an. Wir sind hier mitten in einem Skigebiet am Mount Snow. So ein bisschen erinnert mich das an die Alpen.


Aber zurueck zum Wettkampf. Eine der Pruefungen: am Seil ueber einen Teich.


Die meisten probieren die tiefe Haltung, die aber doch sehr in die Arme geht. Ausserdem ...


... sind die Seile so niedrig gespannt, dass man dabei unweigerlich im Wasser landet. Unser Uniformliebhaber benutzt die korrekte Bunderwehr-Methode und kommt damit auch ganz gut vorwaerts, ...



... landet aber letztlich doch im Wasser, wie alle anderen auch. Da sich der Tough Mudder aber nicht als Wettbewerb zwischeneinander, sondern als Herausforderung fuer jeden persoenlich versteht, gibt es auch keine Wertung und daher keine Punktabzuege oder aehnliches, wenn man im Wasser landet. Wichtig ist nur, in's Ziel zu kommen und sein bestes versucht zu haben.



Naechstes Hindernis: durch Schlammwasser robben. Das waere nicht weiter tragisch, wenn es da nicht diese gemeinen Draehte gaebe. Die stehen naemlich unter Spannung, und zwar - wie ich mir habe sagen lassen - deutlich kraeftiger als der normale Viehzaun, den man bei uns so kennt. Wenn man da drankommt, tut das schon weh.



Ah, da isser ja wieder. Das auf dem Helm sind uebrigens zwei Kameras, um die ganze Quaelerei in 3D filmen zu koennen. Und ich glaube, hier haben Helm und Kameras auch ganz gut gegen Stromschlaege geholfen.



Die Berliner Mauer steht jetzt am Mount Snow. Jedenfalls heisst das Hindernis so. Alleine ist das fuer die wenigsten zu schafffen, da braucht man schon eine Raeuberleiter. Und jeder ist auch gerne bereit, seinen Mitstreitern zu helfen. Wie gesagt: kein Wettbewerb.




Unser Mann schafft's ohne fremde Hilfe, benutzt aber die seitliche Abstuetzung als Aufstiegshilfe. Warum auch nicht.


So langsam wird's fies - Erdlochkrabbeln. Hier geht's rein und ...


...zehn Meter weiter wieder raus. Eng ist es da unten sowieso, aber gemeinerweise ist der Ausgang mit Gummilappen zugehaengt. Man sieht also da drin das Ende des Tunnels nicht, es ist komplett dunkel. Menschen mit Klaustrophobie haben hier ein echtes Problem.


Eine kurze Erfrischung und ein paar schnelle Kalorien in Form von Bananen, die ja nicht nur fuer Radfahrer gut sind, und ...


... weiter geht es durch den Matsch. Jetzt verstehe ich auch, warum sich einige der Teilnehmer ihre Schuhe an den Fuessen festgetaped haben.


Reifentanz. Kurz davor steht ein nur scheinbar mitfuehlendes Schild "Are you tired yet?" Tire heisst ja auf englisch auch Reifen.

Oh, und man beachte auch die nicht unbetraechtliche Steigung. Der Weg zur Schneekanone links im Bild ist waagrecht - nur so als Anhaltspunkt.




Wer die Reifen geschafft hat, darf zum Netz.


Das ist wieder eine Gemeinschaftsaufgabe, denn man kommt praktisch nicht drueber, wenn nicht jemand das Netz nach unten hin spannt. Also: drueberklettern, dann ...


... unten hinsetzen und ziehen, bis der naechste kommt und uebernimmt.


Der "Mount Everest". Hier heisst es Anlauf nehmen, soweit hochrennen wie moeglich, und dann hoffen, dass man in Reichweite helfender Arme ist. Und nicht aufgeben, wie die Aufschrift sagt. Manche habe ich hier aber eine Viertelstunde kaempfen sehen, insbesondere gegen Ende des Rennens, als der Anlauf so matschig wurde, dass man unweigerlich mit rutschigen Sohlen an der Wand angekommen ist.


Aber es sind immer viele kraeftige helfende Arme bereit.


Und manche Teams haben auch ganz andere Ansaetze entwickelt. Drueberkommen ist alles - wie, ist egal.


Unser Freund hat die ersten beiden Male etwas Pech, ...



... beim dritten Versuch wird er dann aber mit sehr, sehr  festem Haendedruck empfangen.  

Eine weitere Variation der Aufgabe, durch enge Raeume zu robben: die Roehren. Das gemeine hierbei ist, dass sie erstmal in's Wasser hinabfuehren. Am Ende des ersten Roehrensatzes bleiben zwischen Roehrenoberkante und Wasserspiegel vielleicht noch 20 cm Platz.






Schaut hier mal in die mittlere Roehre rein, da sieht man's ansatzweise.


Fuer den Helm bleibt da kein Platz mehr auf dem Kopf, schon gar nicht mit Kameras. Dann muss man ihn halt vor sich herschieben. Durch die Roehre muss er auf jeden Fall.




Nach all diesen harten Aufgaben freut man sich ja schon ueber weniger fiese Hindernisse, zum Beispiel das Balancieren ueber einen Balken. Der junge Mann hier macht das supercool: er geht drueber wie andere Leute ueber einen fuenf Meter breiten Zebrastreifen.


Manche halten das Gleichgewicht mit ausgestreckten Armen, andere eher gar nicht. Dann wird halt der Rest der Strecke geschwommen.


Nach so vielen Wasserspielen wird's Zeit fuer ein wenig Feuer. Und Rauch. Viel Rauch. Sehr viel Rauch. Das ist ein kurviger Weg, der rechts und links mit brennenden, rauchenden Heuhaufen gesaeumt ist. Sichtweite sehr nahe an Null, atmen sollte man tunlichst unterlassen. Das ganze ist vielleicht zehn Meter lang.

Hier geht's rein ...


... und hier wieder raus.


Zwischendrin ist dann durchaus auch mal Zeit, den crazy German guy in uniform auszufragen und ihm Anerkennung auszusprechen. Den Grund fuer die Uniform kriegen die Leute da, glaube ich, alle nicht mit. Vielleicht interessiert sie das "warum" auch einfach nicht so sehr wie die zusaetzliche Anstrengung, die er sich mit der Uniform da aufgebuerdet hat.


Das allerletzte Hindernis, nur zehn Meter vom Ziel entfernt, ist ein ganz gemeines. Koerperlich anstrengend ist es sicher auch - aber es ist mehr eine psychische Barriere: man muss durch drei Wasserlachen, ueber denen Draehte haengen. Ihr ahnt es schon: auch die sind wieder elektrisch geladen.


Durchrobben klappt nicht, dazu reichen die Draehte zu nahe an den Boden zwischen den Wasserlachen heran.  Man koennte zwar in einer Wasserlache gefahrlos liegen, aber kommt dann halt nicht weiter.

Also: Kopf schuetzen und durchrennen ...


... in dem Wissen, Stromschlaege zu kriegen. Fast so schoen wie die Vorfreude auf einen Zahnarzttermin.

Und die Stromschlaege sind nicht ohne: fast jeder faellt hier hin, und zwar nicht, weil er stolpert, sondern weil der Stromschlag einfach die Nervenimpulse an die Beinmuskeln so stoert, dass sie wegklappen. Dann robbt man bis zur Kante der Wasserlache weiter, holt nochmal tief Luft, springt auf und rennt und hofft, dass man durchkommt.

So wie unser Freund hier gerade. Gratuliere, Mann!


Ja, es ist vorbei. Ich glaube, den allermeisten hat's Spass gemacht.



Fuer einen guten Zweck konnte man sich vor dem Start die Haare zu einem Iro (amerikanisch uebrigens "Mohawk") scheren lassen. Dem hier war das wohl noch zu langweilig - er hat jetzt zwei Gesichter, eines davon das Tough-Mudder-Logo...


... wie es hier auf dem T-Shirt zu sehen ist.



Und nachdem ich mir jetzt die Strecke und die Hindernisse so angesehen habe, und etwas ueber den Wahlspruch "Tough Mudder is not a race, it's a challenge" nachgedacht habe, bedauere ich, dass ich da nicht auch mitgemacht habe. So fit wie jetzt war ich die letzten zehn Jahre nicht, und es waere interessant gewesen, ob ich's bis in's Ziel geschafft haette. Ich glaube eigentlich schon.

Und danke nochmal fuer die Einladung, mein anonymer Freund!