Nach den letzten Rueckenwindtagen fuehle ich mich eigentlich noch ganz fit und brauche gar nicht so wirklich einen Urlaub von Urlaub. Aber ausschlafen zu koennen ist ja auch mal ganz schoen. Wie uebrigens auch mit dem Auto gefahren zu werden. Franziska holt mich am ersten Vormittag ab und zeigt mir Minneapolis. So sieht das Stadtzentrum von der Ferne aus:
Wie ihr seht, regnet es leider. Das schraenkt unsere Flanierfreude etwas ein, aber trotzdem sehe ich einige sehr hohe Haeuser aus der Naehe....
... und von oben. Wir sind auf dem Foshay-Tower, der gerade noch kurz vor der Weltwirtschaftskrise 1929 fertig wurde. Das Haus auf dem Foto ist natuerlich wesentlich juenger. Es erinnert mich an eine aufgehende Knospe - so hat sich der Architekt das wohl auch gedacht.
Der Foshay-Tower mit seinem Art Deco-Stil trifft meinen Geschmack aber deutlich mehr. Er hat die Form eines Obelisken, dem Washington-Monument nachempfunden. Leider laesst er sich von aussen nur sehr schlecht fotografieren, da sind ueberall Haeuser im Weg. Deshalb habe ich einfach diese wunderbare originale Fahrstuhltuer in's Visier genommen, die ihn mit etwas Dekoration aussenrum zeigt.
Der Tower beherbergt derzeit ein sehr interessantes Hotel - ueberall etwas schummrig und schwuelstig, ganz anders als moderne Hotels so sind. Alleine deshalb wuerde ich dort gerne mal uebernachten.
Weil es immer noch regnet und meine Cousine arbeiten gehen muss, verziehe ich mich in eine riesige Mall mit integriertem Kinder-Vergnuegungspark.
Das einzig echt bemerkenswerte da drin finde ich dieses Balanciergeruest, das immerhin vier Stockwerke hoch ist. Natuerlich ist jeder mit einem Gurt gesichert, aber da kraxeln auch etliche etwa fuenf- bis zehnjaehrige Kinder rum. Unten ist's ja noch leicht, da muss man "nur" ueber Planken gehen. Ganz oben ist aber nur noch ein einsames Seil gespannt,ueber das man balancieren muss. Ich wuerde mich da im Leben nicht rauftrauen - und wenn ein Kind wirklich mal in's Sicherungsseil faellt (was in den zehn Minuten, die ich zugeschaut habe, nicht passiert ist), ist die Panik bestimmt auch nicht von schlechten Eltern.
Haette ich in einem Land, wo man andere gerne mal auf viele Millionen Schadenersatz verklagt, weil der Kaffee zu heiss oder die Mikrowelle nicht zum Katzentrocknen geeignet ist, nicht erwartet.
Kleines Geheimnis am Rande: den vorigen laengeren Blogeintrag habe ich uebrigens hier im Microsoft-Store geschrieben. Das Personal hat dann schon oefter mal gefragt, ob ich sie nicht was fragen will, was ich als "jetzt waren Sie aber lang genug da" dechiffriert habe. Ich habe mir dann halt noch Windows 8 auf einem Tablet zeigen lassen, um ihnen eine Freude zu machen.
Danach habe ich mir im Mall-eigenen Kino noch einen Film angesehen und mich dann mutig abends um zehn Uhr mit dem Bus Richtung Roseville aufgemacht.
Am uebernaechsten Tag erkunde ich auf eigene Faust Saint Paul. Das hier ist der katholische Dom, dritte Version.
Und wenn ich das richtig verstanden habe, ist das hier - ein paar Strassen weiter - die zweite Version, die dann irgendwann nicht mehr bombastisch genug war.
So langsam machen Fahrraeder in den US-Grossstaedten Boden gut, nicht nur was Radwege angeht. Die Twin Cities haben ein Leihfahrraddsystem, mit dem man eigentlich recht bequem rumkommen kann - wenn man denn radfahren will. Das tun halt noch sehr wenig Einheimische hier.
Ach, und wieder begegnet mir ein anderer Schroeder. Ich sammle die ja mittlerweile.
Vielleicht ist euch bei den letzten vier Fotos schon aufgefallen, dass der Bildausschnitt nicht so richtig gut ist. Okay, ist er bei vielen anderen Bildern auch nicht, aber hier hat's einen traurigen Grund: das Display meiner Kamera scheint einen Schlag abbekommen zu haben. Es ist unter dem Abdeckglas gebrochen und zeigt nichts mehr an. Die Fotos haben ich und eine hilfreiche Passantin also blind gemacht.
Eine Reparatur waere vielleicht technisch moeglich gewesen, haette aber zu lange gedauert. So habe ich sie schweren Herzens entsorgt und eine neue gekauft - im Prinzip wieder die gleiche, nur drei Generationen juenger. Always look on the bright side of life: fuer ein Drittel des damaligen Preises habe ich jetzt eine Kamera mit viel besserem Zoom, hoeherer Aufloesung, Panoramafunktion und noch ein paar Bonbons, die ich erst entdecken werde, wenn ich im Oktober das Handbuch auf der mitgelieferten CD lesen werde. Ab hier gibt's also Fotos aus der neuen Edelknipse.
Zum Beispiel dieses Haus, das mir Felix zeigt - zum einen, weil er da drin ein Apartment besitzt, das er verkaufen will (jemand Interesse? Ist echt schoen!), zum anderen, weil ...
... es das Geburtshaus von F. Scott Fitzgerald ist.
Ein paar eher private Aktivitaeten ueberspringe ich mal. Zum Abschluss hat Lisa, Felix' bessere Haelfte, noch Karten fuer Rock the Garden besorgt, ein Musikfestival im Garten des Walker Art Center. Und nicht einfach irgendwelche Karten, sondern VIP-Paesse. Hat Vorteile, wenn man fuer einen der Hauptsponsoren arbeitet...
Vier oder fuenf Bands sind aufgetreten - von Experimentalmusik (Cross-over aus bairischem Jodler und indischem Gesang) ueber Rap bis zu Banjo-Punk war alles dabei. Letzteres hat mir am besten gefallen. Ich glaube, das waren die hier:
Die Rapper:
Das Walker Art Center:
Und das ganze vor der Skyline von Minneapolis.
Und weil ja mein anderer Cousin und Franziska schon im Blog waren - damals, in Albuquerque -, duerfen Felix und seine Frau natuerlich auch rein:
Spielereien mit meiner neuen Kamera: das Haus ist schon gut rangezoomt, aber...
... wenn man den Zoom bis zum Anschlag faehrt, kann man den Leuten in ihr Wohnzimmer gucken. Und das sogar bei richtig schummrigem Abendlicht. Dabei ist die Knipse eine Pocketkamera (Panasonic TZ30, fuer die, die es interessiert). Ich bin begeistert.
Ach ja: VIP, wie gesagt.
Und dann war da noch ein wenig Politik. In Minnesota wird im November ueber einen Verfassungszusatz abgestimmt, der Hochzeit als Vereinigung eines Mannes und einer Frau definiert. Dagegen laufen natuerlich die Schwulen- und Buergerrechtsbewegungen Sturm, und sie sind auf den Strassen auch richtig aktiv. Ich habe mir extra diesen Aufkleber geben lassen.
Die Menschen, die ich hier in Minneapolis getroffen habe, stimmen aber sowieso alle gegen die Ergaenzung, was mich natuerlich freut. Hoffen wir, dass Minnesota der erste Bundesstaat wird, in dem die entprechende Vorlage durchfaellt.
Morgen frueh geht's dann wieder auf die Strasse, Richtung Milwaukee. Die Route habe ich ja schon gepostet - erst mal den Mississippi entlang, dann auf den Spuren der alten Eisenbahn.
Hi Daniel,
AntwortenLöschenman bist Du schnell! Wegen des Rückenwindes hast Du mich erst mal ganz schön abgehängt... ;-D
Nö, nö, ich hatte 14 Tage Urlaub und dann etwas Streß und da mußte ich mich erst mal wieder durch Deine Blogs kämpfen. Scheint Dir ja immer noch gut zu gehen. Keine weiteren Pannen *aufholzklopf*, keine Blasen oder verdrehten Knöchel *toitoitoi*, (Werk)zeug um die Götter des Speichenbruchs milde zu stimmen, innovative Reparaturkits und jede Menge nette Leute. Hab ich zwar schon viel davon gehört, aber so kraß dann doch nicht erwartet.
Schön, daß Dir auch die Landschaft gefällt. War ja auch einer von denen, die befürchtetet hatten, Du siehst nur weite Ebenen und Felder so wie ich in der kanadischen Prärie. Na ja, besser so als anders rum.
Gibst Du Stuntzi eigentlich noch genug Kekse? Er schaut die Schildkröte so ein wenig seltsam an...
Du scheinst sie ihm ja wohl nicht weggegessen zu haben, wenn die Pfunde trotz Rückenwind und BBQ purzeln. Apropos Kansas (hihi, super Gedankensprung. Wegen was man in Kansas nicht verpassen soll und so) Ich hoffe Du hast die Gelegenheit genutzt und in Missouri ausgerufen "Toto[alternative Strunzi], I've a feeling we're not in Kansas anymore." Nach dem Du Kansas ja nun hinter Dir gelassen hast, solltet ihr ja auch vor den Tornados und der Wicked Witch of the West sicher sein. Ha, das war überhaupt kein Schotterweg. The yellow brick road wird nur neu gepflastert... ;D
Die neue Kamera scheint ja auch nett zu sein. Wobei das erste Foto mit dem Haus hat ein bißchen zu viel Highlight clipping. Da schien mir die alte besser. Na ja, hoffe ich mal, daß das Problem hinter der Kamera war - sprich Du Dich noch einfuchsen mußt. 24 bis 480mm Zoom - sauber! Na dann mal viel Spaß und "Linsen- und Displaybruch" oder was auch immer man bei ner Kamera wünscht.
Apropos Highlights. In diesem Blog hast Du ein paar Mal weiß auf weiß geschrieben. Kann man zwar lesen, wenn es markiert, aber ist auf Dauer lästig...
Da da Du so viel von Gay Pride schreibst, fällt mir ein: bist Du am 10.6. auch nackt geradelt?
( http://polpix.sueddeutsche.com/polopoly_fs/1.1379302.1339408767!/image/image.jpg_gen/derivatives/900x600/image.jpg
San Francisco, Kalifornien, USA, von Stephen Lam/Reuters, publiziert am 10. Juni 2012
Wie hier in den steilen Haarnadelkurven der Lombard Street in San Francisco fahren nackte Fahrradfahrer in mehreren Städten weltweit durch die Straßen. Der World Naked Bike Ride ist ein internationaler Fahrradprotest. Er propagiert das Fahrrad als umweltfreundliches städtisches Verkehrsmittel. , http://de.wikipedia.org/wiki/World_Naked_Bike_Ride)
Danke noch mal für die Einladung zum Mitradeln, aber erstens bist Du mir schon zu fit und zu leicht und zweitens habe ich erst im November Urlaub... (Puuuh, nochmal mit dem Schrecken davon gekommen... ;D )
Im Büro ist alles wie immer nur mit Evo geht es so langsam los und wird hektischer. München steht auch noch, auch wenn es gestern drohte wegzuschwimmen. Es war schon die ganz Woche recht warm und schwül und gestern gabs einen richtig schönen Wolkenbruch. Trappentreutunnel wurde wegen Wassers gesperrt und auch ein paar S_Bahnen blieben liegen. Soll nach dem kalten Mai eh ein heißer Sommer werden.
Also wir fühlen mit Dir und schwitzen für Dich mit. Weiterhin gute Fahrt und danke fürs bloggen! ( Bitte mehr Oldtimerbilder :D )
Tritt rein,
Mark