Ja, wo isser denn!?

... und hier isser jetzt gerade:

Samstag, 9. Juni 2012

Kansas City - Urlaub vom Urlaub (2. / 3. Juni)

Von Albuquerque bis Kansas City bin ich 1561 km geradelt - da will ich mir doch mal wieder eine kleine Ruhepause goennen, und so bleibe ich zwei Tage in Kansas City, Missouri.  Das rote Gebilde, das aussieht, als ob jemand richtig schlecht Tetris gespielt haette, ist das Stadtgebiet von Kansas City. Die weissen Flaechen da drin sind tatsaechlich rechtlich selbstaendige Staedte. Muss man nicht verstehen.

Jedenfalls lerne ich, dass die Kriminalitaetsrate hier eine der hoechsten der USA ist - insbesondere wird viel geschossen, auch toedlich. Bei nicht-toedlichen Schiessereien verweigert das Opfer oft aus Angst die Kooperation mit der Polizei, und fuer letztere ist die Sache damit erledigt. So wird das natuerlich nichts, das wird auch in den lokalen Zeitungen gerade gross diskutiert.

Zurueck zu weniger dramatischen Themen - Kansas City faengt an, nette Radwege zu bauen. Das Tor hier fand ich zum Beispiel ganz huebsch.


Ja, auch Fahrraeder sind eigentlich Herdentiere. Meines fuehlt sich hier auf Anhieb wohl - ist ja auch alles vorhanden, was ein Radl so braucht. Mehr als ein wenig Luft in den Hinterreifen und Oel auf die Kette verlangt es aber gar nicht. Oder doch: nach der Reise kriegt es einen Brooks-Ledersattel. Mir tut der Hintern einfach zu weh. Allerdings will so ein Sattel etwa 1000 km eingefahren werden, und das sollte man nur mit gesundem Sitzfleisch tun.
In der Garage steht ein Velo mit so einem Sattel. Ich setze mich probehalber mal drauf und finde ihn erstmal saumaessig hart. Da kann ich nicht so ohne weiteres umsteigen.

Uebrigens scheine ich der einzige Fernradler zu sein, der ohne Klickpedale faehrt. So richtig ueberzeugend hat mir aber noch niemand die Vorteile der Klickies darstellen koennen, und ein graviernder Nachteil ist, dass ich ein zweites Paar Schuhe rumschleppen muesste. Aber auch das werde ich im Oktober mal ausprobieren.

So, und das sind nun meine Gastgeber fuer die naechsten zwei Tage: George und Caroline - beim Abendessen mit Mais und anderen guten Dingen, ohne Fleisch.



Die beiden haben laenger in Holland gelebt und sind deshalb in Vielem sehr unamerikanisch: kein Fleisch, viel Bio, Muelltrennung, linksradikal (aus US-Sicht natuerlich, so wie ich halt auch. Aus meiner Sicht eher rotgruen.) Und beinahe haette ich oben geschrieben: Gasteltern. Die beiden kuemmern sich ruehrend um mich, da sind sie wieder sehr amerikanisch. Die Gastfreundschaft ueberwaeltigt mich immer wieder.

Let me take the opportunity here for another HUUUGE "Thank you!" to you, Carol and George!

Seit dem 7. Juni sind sie, wie gesagt, wieder selber mit dem Fahrrad unterwegs und vollenden ihre 2010 angefangene Transamerikatour. Schaut doch mal in ihren Blog.

Na, und was macht man an einem Ruhe-Wochenende? Ich koennte zum Beispiel zum Gay Pride gehen - leider erfahre ich aber erst am Sonntag abend, dass der genau an diesem Wochenende hier stattfindet. Doof.

Also machen wir stattdessen eine Stadtrundfahrt. Es gibt hier eine Radlgruppe, die sich jeden Sonntag um acht Uhr, also kurz nach Mitternacht sozusagen, trifft und ein, zwei Stunden irgendwohin gondelt.


 Heute kommen wir zum Beispiel an einem Theater vorbei, von dem ich nur das Portal auf's Bild kriege. Koennte so auch in New York am Broadway stehen.


Oder an diesem Gebaeude im Park (dessen Funktion ich leider vergessen habe), mit riesigen Federbaellen. Den Namen des Kuenstlers habe ich dummerweise auch schon wieder vergessen, George ist aber ganz begeistert.


Wir fahren weiter durch "Gruenderzeit"-Wohngegenden, wobei der Begriff hier woertlich zu verstehen ist: das sind die gehobeneren Gegenden der ersten Siedlungswellen in Kansas City, Missouri. Interessant sind die durchaus unterschiedlichen Stile der Haeuser und wovon die jeweilgen Architekten beeinflusst waren. Da ich kein Experte bin, lasse ich die Bilder mal ohne weiteren Kommentar wirken - anwesende Architekten oder Historiker duerfen gerne kommentieren.







Hin und wieder mischt sich auch ein modernes Haus in das Ensemble:



... aber dann geht's schon klassisch weiter:

Zum Abschluss der Rundfahrt gibt's noch ein Barbeque. Warum? Weil ich George und Carol gefragt habe, was man in Kansas gesehen oder erlebt haben sollte. Und BBQ ist wohl etwas sehr Kansas-typisches. Cola hingegen ist ueberall in den USA typisch. Die Ribs sind jedenfalls sehr lecker, auch wenn das Ganze im Schnellrestaurant stattfindet.



Auf dem Heimweg faellt mir noch dieses Nummernschild in's Auge. Der Besitzer (der die ersten Jahre seines Lebens in Deutschland verbracht hat und noch deutsch spricht), meint, dass die Frage eigentlich nur den Zweck hat, Aufmerksamkeit zu erregen. Mir faellt auch kein wirklich guter tiefergehender Hintersinn ein - in Verbindung mit der Regenbogenflagge ist die Frage einfach unwichtig. Soviel zur Gesellschaftspolitik fuer heute.

Aber als Gespraechsaufhaenger ist das Schild natuerlich super. :)



Am Montag frueh mache ich mich dann auf den Weg zu Ms. Diaz. Freunde von ihr duerfen Cameron sagen. Am Strassenrand begegnet mir noch ein weiteres architektonisches Highlight, aber etwas juenger und mobiler:


Gut, die Geschmaecker sind verschieden, aber ich finde, der Zeitgeist der Sechziger ist hier hervorrragend eingefangen. Ausserdem ist das ein richtig seltenes Teil, als Kombi habe ich den noch nie gesehen.


Und dann ist da noch die moderne Architektur, wie si zu einer Grosstadt gehoert. Auch das ist Kansas City, MO:



Wer haette es gedacht: eine Konzerthalle. Ich denke gleich an die Wellen am Pazifikstrand von vor einigen Wochen, aber warum in Kansas, wo es weit und breit kein Meer gibt? Auf jeden Fall aber besser als langweilig-viereckig.


Der Missouri-River. Eigentlich, so sagen mir stolze Missouri-Einwohner, zu unrecht weniger beruehmt als der Mississippi. Immerhin ist er der laengste Fluss Nordamerikas.


Das sind dann spontan meine Lieblings-Strassenarbeiter geworden: wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass sie gerade einen Radweg fuer mich und meinesgleichen basteln. Sehr nett. Nur weiter so.


Und auch dieser Autoaufkleber spricht mir aus dem Herzen. Unter dieser Praemisse hatte ich dann auch nichts gegen Religiositaet (die anderen Aufkleber auf dem Auto preisen Jesus), aber das ist wohl eher Wunschdenken.



Tja, und damit verlasse ich dann Kansas City Richtung Norden. Genau daher kommt uebrigens auch der Wind. Es wird ein langer, heisser Tag.



1 Kommentar:

  1. Hallo! I am Bryan and it was great to meet you in Mason City, Iowa on June 9th! You visited our little town on a good day with good weather and things to do. I hope the rest of your travels go well. I'll keep up with your blog, practicing my Deutsche in the process.

    AntwortenLöschen