Ja, wo isser denn!?

... und hier isser jetzt gerade:

Mittwoch, 27. Juni 2012

Wasser und Schienen (17. - 20. Juni)

Nach einigen sehr erholsamen Tagen in Roseville zieht es mich wieder auf die Strasse. Der Wecker klingelt um sechs Uhr, nach einem kurzen Fruehstueck und der Verabschiedung durch den wachen Teil der Familie sitze ich um halb acht auf dem Fahrrad.



Ein letzter Blick auf die Skyline von St. Paul, dann geht es auf der Ostseite des Mississippi entlang Richtung Sueden.

Nach einigen Kilometern ueberquere ich diesen Fluss. Meine schoene neue Kamera hat eine Panoramafunktion, die ich hier mal ausprobiere. Das Ergebnis ist breit, aber nicht so wahnsinnig spektakulaer - da muss ich mir noch bessere Motive suchen.



Das ist uebrigens nicht der Mississippi, sondern der St. Croix River. Er stellt hier die Grenze zwischen Minnesota und Wisconsin dar, und so ...


... werde ich jetzt freundlich in meinem zehnten Bundesstaat (nach Kalifornien, Arizona, New Mexico, Oklahoma, Texas, Kansas, Missouri, Iowa und Minnesota) begruesst. Ich hatte eh nicht vor, Engine Braking zu benutzen.


Gleich neben dem Schild steht diese alte Eisenbahn-Hebebruecke. Schoene altmodische Technik. Die Harley davor ist aber auch nicht schlecht.


Rechts von der Bruecke ist der St. Croix River, links davon schon der Mississippi, in den der St Croix River hier muendet. Ab hier fahre ich auf der Ostseite des Mississippi flussabwaerts auf der Great River Road. Sie macht ihrem Namen aber leider nur bedingt Ehre, denn sie verlaeuft meist mehrere hundert Meter entfernt vom Fluss ueber unerwartet viele Huegel.

Ich treffe auf ein Tagesradler-Paerchen, die die Gegend wie ihre Westentasche kennen. Sie empfehlen mir dringend, auf die Westseite, also zurueck nach Minnesota zu wechseln, denn dort ist's flacher und es gibt mehr Ortschaften, um bei Bedarf Essen und Trinken zu kaufen. Leider ist die naechste Bruecke noch 15 km entfernt, und so huegele ich mich weiter durch Wisconsin.

Ein Kommentator wuenschte sich ja mehr Oldtimerbilder. Also:

Ein bisschen rostig vielleicht, aber sehr alt. Und unverwuestlich.


An der naechsten Bruecke fahre ich auf die Westseite, zurueck nach Minnesota. Es empfaengt mich ein Highway mit einer schoenen breiten Shoulder und sehr viel weniger Huegeln. Und Regen. Ich stelle mich unter dem Vordach eines leider geschlossenen Ladens unter und warte, aber der Himmel wird einheitlich grau und signalisiert, dass er nicht daran denkt, den Wasserhahn wieder zuzudrehen. Also krame ich meine gesamten Regenklamotten hervor und stuerze mich so modisch gestylt in's Wasser von oben. So sieht der Mississippi aus, wenn es rundrum nass ist:


Gut, dass da ein bisschen Gras zu sehen ist, sonst haettet ihr es glatt fuer ein Schwarzweissbild gehalten.

Da meine schoene neue Kamera nicht wasserfest ist, bleibt sie fuer den Rest des Tages in der Lenkertasche, eifrig bewacht von Stuntzi, der sich auch schon traditionell vor dem Regen dorthin gefluechtet hat.

Kurz vor meinem Tagesziel Wabasha, schon im Anflug auf das Motel, das ich mir dank Google Maps ausgeguckt habe, sehe ich am Strassenrand ein nettes Restaurant. Ich verdruecke ein wirklich sehr gutes Steak und komme mit Pam und Keith, einem Lehrerehepaar, dessen Tochter gerade ihren ersten Arbeitstag in dem Restaurant hat, in's Gespraech. Sie fragen mich, immer noch pudelnass, wie weit ich denn heute noch fahren muss und wo ich uebernachte. Taktisch geschickt verschweige ich das Motel und erzaehle von Warmshowers und Couchsurfing und wie gut das dank der Gastfreundschaft der Amerikaner meist klappt. Dann sage ich noch, dass ich ueber Nacht in Wabasha bleiben will und lasse das Thema ruhen. Waehrend ich mit meinem Essen beschaeftigt bin, beraten sich Pam und Keith, und zehn Minuten spaeter habe ich eine Einladung, die Nacht in ihrem Gaestezimmer zu verbringen. Bingo.

Auf der kurzen Fahrt zum Haus der beiden erwischt mich meine dritte Reifenpanne - wieder am Hinterrad. Aber wenigstens hat der Regen aufgehoert, und so schiebe ich mein Fahrrad die letzte halbe Meile. Keith hilft mir spontan bei der Reparatur, waehrend Pam Cookies fuer uns backt. Thanks again, Pam and Keith - you are awesome.

Wir diskutieren noch ein wenig US-Politik und die Sichtweise der Deutschen auf die USA, Schulbildungskonzepte und andere Themen, dann verziehe ich mich in den Keller und schlafe. Zwei Stunden spaeter schrecke ich von einem Geraeusch hoch, drehe mich um und sehe Sachen von der Decke auf mein Gepaeck fallen. Das untersuche ich doch genauer, und lerne eine interessante Erfindung kennen: im Bad im Erdgeschoss gibt es eine Luke, in die man seine Waesche stopft. Durch ein Loch im Boden faellt sie dann auf einen Tisch im Keller neben der Waschmaschine. Genau das hat wohl die aeltere Tochter, die spaet heimgekommen ist und von mir nichts wuesste, gemacht. Praktisch - wieder was gelernt. Ich entferne die BHs von meinem Gepaeck und schlafe weiter.

Wieder ein paar Stunden spaeter reisst mich ein Donner aus dem Schlaf. Durch das Kellerfenster sehe ich das zugehoerige Gewitter - die Blitze kommen hier nicht im Sekundentakt, sondern alle paar Zehntelsekunden. Wenn der Wettermann hier Gewitter ankuendigt, beschreibt er die Schwere zum einen durch die erwartete Groesse der Hagelkoerner - Nickel, Dime, Quarter, Golf Ball ist hier wohl die Skala -, zum anderen die Anzahl der Blitze pro Minute. Dieses Gewitter schaetze ich auf etwa 300 und bin heilfroh, dass ich nicht gerade in einem Zelt liege.

Am naechsten Morgen ist die Gewitterfront weitergezogen. Keith macht mir noch ein Ruehreifruehstueck, ich packe ein paar Cookies vom Vorabend ein und mache mich wieder trocken und ohne Regenkleidung auf den Weg. Weiter als acht Kilometer komme ich aber nicht, dann ist der Hinterreifen wieder platt. Auf dem Seitenstreifen des Highways wechsele ich den Schlauch - das Loch werde ich dann am Abend im naechsten Motel suchen. Es wird sich spaeter herausstellen, dass es auf der Felgenseite (und nicht, wie zu erwarten, auf der Seite der Laufflaeche) ist. Anscheinend haben wir bei der Reparatur irgendwie ein Steinchen mit eingebaut oder sowas. Das Felgenband ist jeddenfalls in Ordnung.

Noch ein Versuch einer Panoramaaufnahme des Mississippi.


Immer noch nicht sehr spektakulaer. Dafuer wissst ihr jetzt, dass es bewoelkt ist, aber nicht regnet. Und es ist schwuel.

Wenn ein Ort den gleichen Namen wie der Bundesstaat traegt, erwartet man eine gewissse Groesse und Bedeutung. In Minnesota City war man da 1852 recht optimistisch. Hat aber nicht recht geklappt, heute hat der Ort knapp 200 Einwohner, Tendenz abnehmend.


Und als ich an diesem Schild vorbeikomme, stelle ich spontan die Theorie auf, dass man leichter beruehmt wird, wenn man einen Ortsnamen als Vornamen hat. Bei Ms. Diaz hat das geklappt, und wie ich jetzt weiss, bei Ms. Ryder auch.


Es ist aber kein Zufall, dass Winona Ryder so heisst - sie ist tatsaechlich genau hier geboren. Vielleicht ist an meiner Theorie ja doch was dran.

So viele Oldtimer auf einem Haufen - da muss ich dann doch mal die Kamera zuecken. Und da es in den Kommentaren den Wunsch nach mehr Oldtimern gab, darf das Bild auch in den Blog. Ein Auto faellt hier ein wenig aus dem Rahmen - der gelbe Alfa Spider ist der einzige Nicht-Ami. Die Geschichte dahinter waere sicher interessant.


Ich bin uebrigens auch hier auf der Great River Road - es gibt zwei davon, und die hier ist die Minnesota-Version.






 Sie hat ihren Namen verdient, aber Schaufelraddampfer habe ich trotzdem nicht gesehen. Vielleicht weiter im Sueden? Hat jemand Lust, mit mir den Mississippi von der Quelle bis zur Muendung entlangzuradeln, irgendwann 2013 oder 2014? Meldet euch!

Ganz flach ist es auch auf der Westseite nicht - hier mal ein besonders markanter Fels.


Der deutsche Einfluss ist hier schon deutlich erkennbar.


Und noch ein Bild vom Mississippi, wo er mal wieder besonders breit ist. Eigentlich ist das ja der Lake Onalaska - der Mississippi ist in Minnesota eher eine Abfolge von Seen als ein Fluss. Man kann ihn also durch geschickte Wahl des Standortes auf Fotos praktisch beliebig schmal oder breit aussehen lassen.


Kurz vor La Crescent lasse ich noch ein Beweisbild machen, auf dem der Mississippi und ich und das Fahrrad drauf sind - damit hinterher keiner sagen kann, ich waere nicht wirklich dort gewesen. Dann ...


... ueberquere ich den Fluss ein letztes Mal und bin wieder in Wisconsin.


Dieses Motel in La Crosse, der ostseitigen Zwillingsstadt von La Crescent, hat bisher das beste Preis-Leistungsverhaeltnis aller Motels meiner Reise. Ich bin erfreut und werde also in Zukunft nach weiteren Motels dieser Kette Ausschau halten in der Hoffnung, dass sie diesem Motel nicht nachstehen wollen.


Am naechsten Morgen biege ich nach Osten ab, weg vom Mississippi. Den Tag verbringe ich fast ausschliesslich auf einer ehemaligen Bahnstrecke. Das ist einerseits schoen, denn man wird nicht von Autos belaestigt. Andererseits sieht man auch nichts ausser Bueschen und Baeumen. Und da die Bahn durch Wetlands ...


... ging, wird man bei jedem Stop sofort von Hunderten Muecken attackiert. Nur der Fahrtwind schuetzt mich davor, von ihnen aufgefressen zu werden. Ich mache also kaum noch Pausen.

Ein neues Kapitel meiner Schildkroetengeschichte - allerdings ein eher kurzes, denn auf dem Radweg droht ihr ja keine Gefahr. Und so beschraenke ich mich darauf, ein Foto zu machen. Bis ich die Kamera schussbereit habe, ist sie aber schon fast wieder weg. Ganz schoen flink, die kleine.


So sieht der Trail typischerweise aus - sehr schoen gruen. Die Hitze kann die Kamera aber nicht einfangen - es sind etwa 35 Grad, einer der beiden heissesten Tage der aktuellen Hitzewelle.


Selbst Stuntzi hat sich von Keksen auf lauwarmes Wasser verlegt und verteidigt die Flasche mit Zaehnen und Krallen. Die Hitze laesst ihn allerdings ein wenig lethargisch dreingucken.


Ich trage es mit Fassung.



Weil wir gerade ueber meinen Mitreisenden reden - auch er findet hier in den USA Anschluss. Hier lernt er gerade einen motorisierten Kollegen kennen.



Dass der Radweg wirklich mal eine Eisenbahn war, sieht man an den alten Stahlbruecken, die so langsam wieder vom Wald eingenommen werden. Schoenes Fachwerk allerdings.


Veteranendenkmaeler sieht man in den USA sehr oft. Dass da gerne mal ein Panzer dabeisteht, daran habe ich mich schon gewoehnt. Dieser Hubschrauber ueberrascht mich aber doch.


Insbesondere ist verblueffend, dass die gesamte Elektronik und auch das Triebwerk noch vollstaendig vorhanden sind.

Ich kenne Laender, die wuerden das Ding liebend gerne nehmen - der Aufwand, den wieder in die Luft zu kriegen, schein ueberschaubar zu sein. Zum Glueck sind die Raketen nicht mehr vorhanden. Die Bordkanone allerdings schon. Aber zu Schusswaffen haben die USA ja eh ein uebermaessig entspanntes Verhaeltnis. Nach etwas Kopfschuetteln fahre ich weiter...

... und komme nach Sparta -  Griechenland laesst gruessen. Zumindest werbetechnisch ist die Stadt voll auf Radfahrer eingestellt und tut das auch auf ihrem Wasserturm ganz gross kund.


Sie bezeichnet sich selbst als "bicycle capital of the world". Ein Fahrradgeschaeft habe ich dort allerdings auf Anhieb nicht gefunden. Und selbst ein "bicycle capital of Wisconsin" waere uebertrieben, denn wie ich spaeter feststellen werde, gebuehrt dieser Titel eindeutig Madison. Die schreien's dort nur nicht so laut raus.

Dafuer wird man mitten in der Stadt vor kreuzenden Schneemobilen gewarnt. Bei 35 Grad ist das eher verwirrend, aber hier, so weit weg von jeglichem Meer und windabhaltenden Gebirgen, wird's im Winter wirklich bitterkalt und schneereich.


Zurueck auf meinem Trail, schaut das lokale Rotwild kurz mal nach mir. Bis ich die Kamera aus der Tasche gezogen habe, entschliesst es sich aber doch, mich nicht interessant zu finden. So erwische ich's nur noch im Galopp von hinten.


Dieser Kiosk am Wegesrand rettet mich - zumindest davor, ausschliesslich von 35 Grad warmem Wasser leben zu muessen. Zwei gut gekuehlte Gatorade sind da doch erheblich besser.


"Pop" oder "soda" heissen hier uebrigens Softdrinks, also Cola, Fanta, Sprite, Mountain Dew und aehnliches zusammengenommen. Tom, der 68jaehrige Besitzer, ist ein ehemaliger Schreiner und lebt schon immer hier. Stolz zeigen er und sein 90jaehriger norwegischer Nachbar mit Fotos, wie Tom als kleiner Junge 1955 einem vorbeifahrenden Zug zuwinkt, auf dem sein Vater gearbeitet hat.

Aber warum verkauft Tom Flashlights, also Taschenlampen? Darum:


Voraus liegen drei alte Eisenbahntunnel, die mir viele, viele Hoehenmeter sparen. Sie sind aber jeweils mehrere hundert Meter lang und waren schon zu Eisenbahnzeiten nicht elektrifiziert, jetzt erst recht nicht. Moechte man im sicherheitsbewussten Amerika gar nicht meinen, aber da drin ist's wirklich tiefste Nacht, ohne jegliche Leuchten oder Notfalleinrichtungen.

Mein Blitzlicht kommt nur ein paar Meter weit. Und selbst damit sieht man nicht viel vom Boden.


Ich gebe meinen Augen ein paar Minuten, sich an die Dunkelheit zu gewoehnen, und geniesse solange die kalte Luft - hier sind's nur etwa 15 Grad. Und von der Decke tropft erfrischend kaltes Wasser. Dann radle ich los - mein Dynamolicht reicht jetzt voellig aus.

Was hier so geisterhaft wabert, scheint kondensierende Luftfeuchtigkeit zu sein - wenn die warme, schwuele Luft von draussen in den Tunnel stroemt und abkuehlt, muss sie ihr Wasser irgendwie loswerden. So jedenfalls meine laienhafte Erklaerung. Sieht gespenstisch aus.


Nanu? Noch ein Veteranendenkmal, und wieder mit einem Hubschrauber. Die Armee hatte da wohl ein paar alte Exemplare uebrig, die sie loswerden wollte.


Abends erreiche ich Elroy - das wie schon Sparta ganz auf Radfahrer setzt. Wie dazu die Tatsache passt, dass die Duschen und Toiletten fuer Radler um 17:00 Uhr geschlossen werden und ein Zeltplatz nicht existiert, ist mir aber unklar.


Es gibt auch nur ein einziges Motel, das auch nur noch halbherzig von der Restaurantcrew betrieben wird. Dafuer ist es billig. Aus dem Wasserhahn kommt die ersten Sekunden eine rostige, braune Bruehe, dann wird's besser. Aber immerhin ist das heisse Wasser heiss und das Bett weich und ohne ungebetene Mitbewohner.


Das Motel bietet zwar eigentlich WLAN an, nur hat der Access Point offensichtlich seine Verbindung in's Internet verloren. Das ist besonders aergerlich, da ich seit La Crosse auch keine T-Mobile-Netzabdeckung mehr habe. Das Roaming mit einem obskuren Provider namens "Big Tussle" erlaubt zwar Telefonate, aber keinen Datenverkehr. Und da ich ja ohne Papierkarten und nur nach Google Maps fahre, wird's langsam unangenehm. Fuer den naechsten Tag bin ich ganz altmodisch auf die Beschilderung des Trails angewiesen.

Es scheint, dass mangels Highway einfach niemand nach Elroy kommt, geschweige denn dort uebernachten will. Im Restaurant bin ich der einzige Gast des Abends, kriege aber ein anstaendiges, wenn auch ein wenig zaehes Steak. Ich wage mal die Prognose, dass Motel und Restaurant schliessen werden, noch bevor alle Buchstaben des Motel-Leuchtschildes ausgefallen sind. Der Countdown laeuft, das M ist schon weg.

Der naechste Tag ist genauso heiss, das Land genauso feucht. Das im Hintergrund ...


... ist jetzt ein Felsen und war mal eine Insel in einem eiszeitlichen Stausee, durch Gletscher weiter im Osten aufgestaut. Ich radle also sozusagen auf dem Grund eines Sees. Deshalb ist das Land auch so flach, erklaert mir ein Schild, und deshalb hat man auch genau hier die Eisenbahn gebaut, die jetzt wieder weg ist.

Hier hat ein gastfreundlicher Mensch ganz privat eine kleine Erfrischungsstation fuer Wanderer und Radler aufgebaut. Das Wasser in der blauen Thermoskanne ist tatsaechlich kalt, es muss wohl jeden Morgen neu eingefuellt werden. Wenn man genau hinsieht, erkennt man ein paar lustig dekorierte alte Kinderdreiraeder. Gefaellt mir. Und natuerlich bediene ich mich ausgiebig an dem Wasser.


Rails to trails, wie es ein unbekannter Kuenstler sah. Hier endet der Trail vorlaeufig, denn ...


... von hier in Reedsburg bis Madison werden die Gleise noch gebraucht.


Das mag an dieser Firma liegen. Woher kennt man NUK bloss? Richtig, das ist der Schnullerhersteller. Immerhin 260 Leute arbeiten hier.


Gluecklicherweise finde ich ein kleines Lokal, das zwar geschlossen hat, aber sein offenes WLAN weiterlaufen hat lassen. Ich haenge mich also in das WLAN, suche mir meine Route ueber die Strassen und speichere alles auf dem Handy im Google-Cache ab. Hoffentlich beschliesst die Google-Maps-App nicht gerade jetzt, die Route vergessen zu wollen. Macht sie naemlich hin und wieder ganz spontan.

Zurueck auf dem Highway wird's gleich wieder huegelig. Aber ich bin inzwischen ja gut trainiert, und werde mit einem Blick ueber die Landschaft von Wisconsin entschaedigt.

Und von hier kommt auch einer der beruehmtesten amerikanischen Zirkusse. Was sollen die Brueder auch anders machen als einen Zirkus zu gruenden, wenn sie schon "Ringling" mit Nachnamen heissen? Der Name alleine verspricht doch schon eine laute, bunte, aufregende Welt. Oder geht das nur mir so?


Mal zwischendurch so ein paar hundert Meilen auf einer Goldwing sind auch nicht verkehrt. Der Besitzer versucht sich derweil mit meinem Null-PS-Gefaehrt anzufreunden und will nach ein paar Minuten doch sein Moped wiederhaben. Schade.

Das waren uebrigens zwei "Jungs" aus Kanada auf dem Weg nach Kalifornien. Die Goldwing ist aus den Achtzigern, die Vetter-Verkleidung und -Koffer aus den spaeten Siebzigern. Auch schon Oldtimer. Ich kriege eine Zigarettenlaenge Vorsprung, und keine Meile spaeter haben sie mich wieder eingeholt. Seit dem Morgen habe ich heftigen Gegenwind. Auf dem Trail mit den Baeumen rechts und links spuere ich ihn kaum, aber hier im offenen Land bremst er mich heftig.

Der Traktor weiter oben war euch zu rostig? Ich habe ihn mal schnell nebenbei restauriert und neu lackiert. Wie isses jetzt?


Na, irgendwo muss hier ein Nest sein. Das ist aber eine deutlich aeltere "Huey", bei der ich eher verstehe, warum sie ausgemustert wurde. Und im Hintergrund ist der loakel Flugplatz zu sehen, deshalb passt sie hier auch besser her.


Ich bin in Sauk City. Eigentlich wollte ich bis Madison weiterfahren, aber Hitze und Wind haben mich geschafft. Sauk City ist nicht ganz klein, und deshalb wundere ich mich sehr, dass es auch hier nur ein Motel gibt.


Es ist schoen, keine Frage, aber sauteuer. Das billigste Zimmer kostet mich 102 US$, und dafuer kriege ich nicht mal Kuehlschrank und Mikrowelle - die gibt's erst eine Klasse hoeher. Immerhin ein Pool und ein Fitnessraum ist vorhanden. Und WLAN - ich kann wieder Google Maps aufrufen und vernuenftig navigieren. T-Mobile hat hier immer noch keine Netabdeckung. Das Hotel ist trotzdem zu teuer.

Am naechsten Morgen - wieder am Mississippi? Nein, das ist der Wisconsin River, der Rest des eiszeitlichen Stausees, auf dessen Grund ich ja die ganze Zeit fahre. Seit die Gletscher weg sind, kann er wieder ungehindert fliessen. Ganz schoen breit ist er trotzdem noch.


Tja, und 50 km weiter komme ich in Madison an. Madison hat ein praechtiges Kapitol, was daran liegt, dass es die Hauptstadt von Wisconsin ist. Das Stadtzentrum liegt ausserdem eingeklemmt zwischen zwei Seen. Das ist der eine davon:


Wie aus dem Bilderbuch - ich mache eine laengere Pause.

Von den 230000 Einwohnern sind etwa 45000 Studenten. Das merkt man der Statd auch ganz heftig und, wie ich finde, sehr positiv an: sie ist voller Leben und voller Fahrraeder. Ich sehe hier mehr Radl als auf meiner ganzen bisherigen Reisse zusammengenommen.

Madison ist so toll, dass ich spontan beschliesse, ueber Nacht hier zu bleiben. Das erzaehle ich euch aber genauer im naechsten Post.


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