Wie gut, dass ich die Nacht unter einem festen Dach verbracht habe. Um halb zwei tut's einen Schlag, die Auto-Alarmanlagen plaerren los, der Strom ist fuer zwei Minuten weg, und alle sind wach. Das war der Donner zu einem sehr, sehr nahen Blitz. Der Regen war auch nicht von schlechten Eltern.
Am Morgen ist der Spuk zum Glueck vorbei. Der Wind ist immer noch sehr kraeftig - die Nachrichten reden spaeter von 25 mph, also 40 km/h - weht aber jetzt von Nord nach Sued. Sehr viel besser. :)
Vor der Abfahrt ergibt sich eine nette Gelegenheit, mal die amerikanische mit der deutschen Art zu reisen zu vergleichen. Farblich schoen abgestimmt, aber die rollende Zweizimmerwohnung ist vielleicht doch ein wenig unhandlich...
Knapp hinter meinem Motel liegt der Pfeiffer Big Sur State Park. Ich mache einen Abstecher und schaue mir Coastal Redwood Trees an, die es nur an der kalifornischen Kueste gibt. Die Biester sind schon ziemlich gross.
Und es sind nicht nur einzelne, die gibt's waldweise:
Radl-Tadzio mutiert mal kurz zum Wander-Tadzio und klettert auf einen der umliegenden Huegel. Die Aussicht ist schon toll. Und ich werde zum - hoffentlich - letzten Mal richtig nass. Das Wetter schlaegt hier doch sehr schnell um.
Wenn ihr euch fragt, warum die Rinde hier so nach Holzkohle aussieht: das liegt daran, dass es Holzkohle ist. 2007 hat hier die ganze Gegend gebrannt, aber diese Redwoods sind da robust. Bis auf diese Rinde und ein, zwei gesperrte Trails ist nichts mehr von dem Feuer zu sehen.
Und schon wieder geht's bergauf. Zu Fuss war das leicht, siehe oben. Mit dem Fahrrad auf 304 m ...
... braucht dann doch ein wenig Entspannung mit Super-Aussicht. Aber ich werde schon fitter - erinnert ihr euch an das Foto von gestern? Da waren's sehr viel weniger Hoehenmeter. Am Abend werden 1002 hm zusammengekommen sein.
Radl-Kollegen. Und wieder: Begruessung auf Englisch, Akzent analysiert - aha. Mal auf deutsch probieren. Und siehe da: es berlinert so leicht. Elisabeth und Peter sind ein paar Tage vor mir in San Francisco losgefahren. Ich bin ja ein wenig der Luxusradler mit Couchsurfing, Warmshowers, und Motels. Die beiden sind da haerter und zelten - ausser die beiden Naechte, die sie auch im River Inn waren. Sie haben aber nicht entsetzt genug geguckt, als sie die 170 US$ genannt bekommen haben.
Mit Anhaenger rollt sich's ein wenig langsamer, deswegen treffen wir uns erst am Abend wieder.
Und zwar auf dem Zeltplatz im Kirk's Creek. Sehr schoen gelegen, und in Wirklichkeit nicht so unscharf wie das Foto, aber doch sehr rudimentaer ausgestattet. Nicht mal Trinkwasser gibt's, von Duschen ganz zu schweigen. Aber weiterzufahren habe ich dann auch keine Lust.
Aus den Wolken regnet's dann uebrigens kurze Zeit spaeter, genau ueber uns. Aber da bin ich schon in meinem Zelt.
Interessant, was Amis so alles machen. Sie lassen sich zum Beispiel ihr Auto mit dem Abschlepper zum Campingplatz bringen. :)
Nein, das sieht natuerlich nur auf den ersten Blick so aus. Die Kutsche hatte 10 Meilen vorher ihr Motoroel ueber die Strasse verteilt (was eine sehr laute Feuerwehrsirene an einem mich ueberholenden Einsatzfahrzeug zur Folge hatte, vor dem ich mich dann doch in den Gruenstreifen gefluechtet habe), und der Abschlepper hat nur den Fahrer dagelassen und das Auto wieder mitgenommen.
Impressionen: Sonnenuntergang,
Regenwolken mit richtig viel Regen,
Sonnenuntergang,
... und ein Radler-Abendessen fuer Peter und Elisabeth. Ich hingegen bin von ein paar Amis auf eine Grillwurst mit Sauerkraut und zwei Bier eingeladen. Thanks, Ivan and Rubin!
Die Nacht ist reinster kalifornischer Winter. 8 Grad im Zelt. Das sind ja fast Muenchner Verhaeltnisse... Das Zelt bei 25 mph-Wind aufzubauen ist uebrigens auch eine Herausforderung. Aber dafuer bin ich ja Inschenioehr. :)
Am naechsten Morgen ist es zumindest sonnig. Ich trockne das Zelt ...
... und mache mir ein spaerliches Fruehstueck. Meine Berliner laden mich aber noch zu Porridge ("eigentlich nur heisser Haferschleim, aber Porridge klingt besser") und Tee ein. Sehr nett, danke!
Und weiter geht's auf der endlosen huegeligen Kuestenstrasse.
Am Ragged Point mache ich kurz Rast und treffe Rachel und Jessica, ein sehr nettes Paerchen. Die beiden sind nun schon seit sieben Monaten auf dem Fahrrad unterwegs! Leider fahren sie in die andere Richtung, mit den beiden waere ich gerne ein, zwei Tage gerollt. Aber schaut doch mal auf ihrer Website vorbei!
Mit etwas Glueck besuch' ich die beiden in Boston, wenn ich in New York bin.
Ein paar Meilen weiter treffe ich auf ganz andere Wesen - eine Kolonie von See-Elefanten. Die ersten zehn von ihnen haben sich vor 20 Jahren dort angesiedelt, und inzwischen sind's ueber tausend.
Tja, und dann komme ich endlich am Hearst Castle vorbei. Jeder redet davon, manche mit Begeisterung, manche mit deutlichen Zweifeln.
Ich fahre also von der Strasse ab, und hinter dem Gate werde ich von einem riesigen Visitor Center begruesst, zu dem busladungsweise Touristen gekarrt werden.
Dem eigentlichen Schloss (das fuer amerikanische Verhaeltnisse uralt ist - 100 Jahre. Gebaut hat's William Randolph Hearst, der Zeitungsmagnat) kommt man ohne ein 30-Dollar-Ticket so nahe:
... und das war schon mit maximalem Telezoom.
Ich beschliesse, mir die Tour zu sparen, auch wenn die Kunstsammlung bemerkenswert sein soll. Irgendwie ist das einfach Neuschwanstein auf kalifornisch.
Ein paar Meilen rolle ich noch weiter und finde kalifornische Jungs beim Drachen-Surfen. Coole Sache.
Der Tag endet in einem Motel in Cambria, richtig gemuetlich mit gutem Abendessen, Fernsehen und warmer Dusche. Und endlich kann ich mal meine Klamotten waschen.
Ach Daniel, ich beneide Dich...
AntwortenLöschenda muss ich mir doch gleich meine Photos von 2002 anschauen, auch wenn ich die Küste von Norden bis San Francisco runter geradelt bin. Aber die Redwoods sind da genauso beeindruckend :-)
wünsch Dir immer Rückenwind
hugs Achim