Ja, wo isser denn!?

... und hier isser jetzt gerade:

Donnerstag, 26. April 2012

... und wieder bergab. Es wird wuest.

Dass ich oben angekommen bin, wisst ihr ja schon. Aber ein wenig ausfuehrlicher muss ich schon schreiben.

Der Pacific-Coast-Teil von San Francisco bis San Diego ist ja nun vorbei. Bei der Planung dachte ich mir den so als "gemuetliches Einrollen" sozusagen. Etwas anspruchsvoller als gedacht war's dann doch - insbesondere die Huegeligkeit war mir nicht so bewusst. Es war also ein richtig gutes Training.

Und genau hier beginnt jetzt der Ernst - ich mache eine Linkskurve und fahre nicht mehr nach Sueden, sondern nach Osten. Manchmal schneller, meist aber langsamer als mit 15 Meilen pro Stunde.




Der Knoechel macht gut mit, und nach einem ersten Buckel von 250 Hoehenmetern bleibt's ueberraschend lange flach. Aber ich darf mal wieder Autobahn fahren, ganz offiziell.


Das mit dem "flach" erledigt sich dann aber auch nach einigen Meilen. Und die Gegend aendert sich erstaunlich schnell, wenn man ein paar hundert Meter ueber dem Meer ist. Sehr schoen gruen hier, und ideales Radlwetter - leicht bewoelkt und 22 Grad.


Ich treffe auch neugierige, aber etwas scheue Bergbewohner. Das ist ein besonders stattliches Exemplar, kleinere Eidechsen sehe ich zu Dutzenden - aber immer nur von hinten. Die sind blitzschnell weg, wenn so ein Stahlmonster angerollt kommt.


Unterwegs halte ich bei einem mexikanischem Farmer, der Orangen und andere Fruechte verkauft. Er kann's gar nicht fassen, dass ich bis nach New York will und schenkt mir alles, was ich so kaufen wollte. Danke, Senor! Vielleicht sehe ich aber auch einfach so fertig aus? Die Orangen waren jedenfalls die besten, die ich je gegessen habe.

Wartet hier schon der erste Geier auf mich? Nein, mich kriegst Du nicht! Und ausserdem bist Du gar kein richtiger Geier, Du Kraehe. Aber die Pose ist schon ziemlich professionell.


Manche Strassenschilder sind doch sehr praezise auf den Punkt gebracht. Da will ich hin. Zum Glueck muss ich eh in diese Richtung.


Das Foto kennt ihr schon - ich bin ganz oben angekommen, und Stuntzi laesst es sich nicht nehmen, mir das voller Stolz zu zeigen. Er ist natuerlich stolz auf mich - er selber hat ja nix gemacht.


Und dann komme ich auch schon in Pine Valley an. Das einzige Motel am Ort (der ungefaehr 500 Einwohner hat, in der Gegend eine Grossstadt) ist leider ausgebucht. Ich irre etwas ziellos umher auf der Suche nach einem Platz, an dem ich mein Zelt aufstellen kann. An einem zurueckgesetzten Haus mit einer ideal grossen Auffahrt verbellt mich ein grosser Hund, und ich will fliehen. Eine Frau haelt ihn zurueck, anstatt ihn mich jagen zu lassen. Gutes Zeichen, also frage ich sie, ob ich auf ihrem Rasen campen darf. Nach fuenf Minuten bittet sie mich in's Haus, eine Viertelstunde spaeter habe ich ein warmes Abendessen, und dann hoere ich viele Geschichten von Benefiz-Walks, die sie organisiert, und Blogs von weltreisenden Freunden. Ich schlafe trotzdem draussen im Zelt, weil ihr Mann nicht da ist. Ist aber in ordnung.

Am Morgen finde ich dann ein Lunchpaket von ihr. Vielen Dank, Corinne!




Am naechsten Tag werden die berge schnell flacher...


... und die Vegetation wird karger.


Richtig karg.


Ah, deshalb! Die Temperatur ist auch in kuerzester Zeit auf 33 Grad gestiegen. Es geht aber ein sehr angenehm kuehlender Wind - leider aus der falschen Richtung, direkt von vorne naemlich. Aber angenehm kuehlend. :)


Da muss ich jetzt durch. 40 km noch bis zum naechsten Motel in El Centro.


Kurz vor El Centro wird die gegend auf einmal landwirtschaftlich. Wie kann das sein? Ich lerne, dass der halbe Colorado River hier anscheinend auf Felder umgeleitet wird.

Das ist uebrigens kein Spielzeugtruck, sondern eines der normalen Strassenmonster. Der Traktor dahinter hat nur etwas amerikanische Ausmasse. Und Trucks auf dem Feld? Naja, warum nicht. Was genau geerntet wird, erkenne ich allerdings nicht.


Und um mal mit dem Vorurteil aufzuraeumen, dass Amerikaner keinen Fussball spielen - hier sogar in richtig professionellen Trikots!


Noch kurz die hausfraulichen Pflichten erfuellen, dann im benachbarten Pizza Hut Kaloriennachschub geholt und den Abend vor'm Fernseher ausklingen lassen.


Den nachsten Tag bleibe ich in El Centro, denn auf den naechsten 140 km gibt es abolut nichts, nicht mal einen Campingplatz mit Wasser. Nicht nur eine Servicewueste, auch eine ganz echte. Ich will das in einem Tag schaffen - dafuer muss ich aber erst passende Wassercontainer an's Rad basteln und dann vor Sonnenaufgang losfahren. Das schaffe ich nicht ohne einen Tag Vorbereitung. Und das Motel kostet auch nur 39 US$. Wahrscheinlich will einfach niemand nach El Centro.

Die Stadt ist auch nicht wirklich schoen - im Wesentlichen eine alte Eisenbahnhaltestelle mit Strassenanschluss. Jeder zweite Laden hat was mit Autos - Reparatur, Reife, Lackierung - zu tun. Nur die Main Street (kurioserweise eine der kleinsten Strassen) hat ein wenig Charme.


Und es gibt eine Bibliothek, in der ich netterweise in's Internet gehen und Blogeintraege schreiben kann. Womit wir bei der unmittelbaren Gegenwart waeren.

Wer will, darf mich morgen frueh um 6 Uhr Pacific Time anrufen und wecken, damit ich meine Wuestenetappe nicht verpasse. :)




2 Kommentare:

  1. Concierge Service27. April 2012 um 16:05

    Dear Mr. S.,

    unfortunately you did not respond to our wake-up calls. We hope you had a pleasant night and wish you the best for your journey through the desert. Based on our expertise we expect 11l of water to be more than enough for your planned trip.

    Sincerely,
    your Munich Concierge Service

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  2. Das Straßenschild, auf dem der Geier sitzt, führt nach "Descanso", was auf Spanisch und Portugiesisch "(Verschnauf-)Pause" bedeutet - ist doch auch sehr passend. :-) Hier ist es kalt (5 Grad Celsius) und nass und wir rudern trotzdem.

    Was da geerntet wird, sieht aus wie Zuckerrüben, kann das sein?

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