Vom Campinplatz in Palo Verde geht es morgens um 7:00 Uhr weiter, vorbei am geschlossenen Restaurant, geschlossenen Motel und geschlossenen Laden. Zwischen hier und Phoenix gibt es nicht viele Uebernachtungsmoeglichkeiten, deswegen bestimmt deren Lage die Laenge der Tagesetappen. 160 Kilomater an einem Tag durch die Wueste traue ich mir nicht zu, deswegen teile ich mir die 318 km auf vier Etappen auf.
Die erste Etappe fuehrt mich an lustigen Voegeln ...
... und noch lustigeren Autos vorbei.
Ich bin immer noch im Bewaesserungsgebiet des Colorado River - die Kanaele sind nicht ganz klein. Leider habe ich immer noch nicht rausgefunden, was dort angebaut wird. Morgens ist's uebrigens gar nicht so warm - wenn ich losfahre, hat's gerade mal 15 Grad. Bis um etwa 11 Uhr sind die Temperaturen angenehm, so etwa bis 25 Grad. Aber die Luftfeuchtigkeit von unter 10% hilft.
Endlich findet sich auch eine Fruehstuecksquelle. Denny's ist zwar auch eine Franchising-Kette, die Qualitaet des Essen ist aber ueberzeugend. Deshalb duerfen sie auch in's Blog. :)
Tja, und dann verlasse ich das gastliche Kalifornien. Gleich bin ich in Arizona - dem Inbegriff des Wilden Westens.
Der Colorado River trennt Kalifornien von Arizona.
Auch die Wuestenbewohner sind nicht mehr so ganz freundlich. Man wird aber immerhin gewarnt. Eine Klapperschlange sehe ich auf der Fahrt - tot, ueberfahren. Zelten will ich in der Wueste aber nicht unbedingt.
Oestlich vom Colorado wird nicht mehr bewaessert. Die Landschaft wird wieder zur Hochsteppen, aber ...
... erste Felder von ziemlich grossen Kakteen tauchen auf. Dass die Kakteen spaeter noch sehr viel groesser und mehr werden sollten, weiss ich da noch nicht.
In the middle of nowhere.
Kurz vor meinem naechsten Nachtlager stosse ich auf einen Autohaendler, der neben kuriosen alten Gefaehrten ...
... auch sehr schoene Oldtimer anbietet. Wer genau hinsieht, erkennt in dem rechten Auto das Design des originalen Jeeps aus dem Zweiten Weltkrieg, nur etwas zivilisiert. Ist vom selben Hersteller.
Und das ist fuer mich persoenlich eines der stilistischen gelungensten Auto-Hinterteile ueberhaupt. Ist natuerlich eine Frage des persoenlichen Geschmacks. Fuer ein paar Sekunden bin ich versucht, dem Haendler die geforderten 9000 US$ auf den Tisch zu legen. Ich begnuege mich dann aber doch damit, mit ihm ein wenig ueber die Benzinpreise zu philosophieren, mich fuer das gereichte kalte Wasser zu bedanken und von dannen zu ziehen.
Die anderen 30 Autobilder erspare ich euch an dieser Stelle. :)
Ich bin in einer Camel-Werbung. Hae? Die Camelzigarettenschachtel habe ich aber ganz genau so in Erinnerung. Naja, eigentlich bin ich in einem Ort namens Quartzsite, und das ist der Begruessungsstein.
Hier uebernachte ich uebrigens im bisher schlechtesten Motel der Reise - nennt sich "Yachtclub", was wohl ein Hinweis darauf ist, dass die Zimmer keine festen Gebaeude sind, sondern so etwas aehnliches wie Boote - alte Trailer naemlich. Naja, mit sehr viel Phantasie...
Dazu sind die Dinger ziemlich ranzig, und die Nacht kostet trotzdem 55 US$. Aber egal, ich brauche einen Raum mit Klimaanlage.
Der naechste Tag unterscheidet sich nicht wesentlich vom vorigen - wieder geht es fruehmorgens auf die endlose, schnurgerade Strasse. Hin und wieder kommen mit Motorradhorden entgegen, oder ueberholen mich.
Glaeubig scheinen die Leute hier zu sein, es ist Sonntag morgen kurz nach neun Uhr, und die kleine Kirche mitten in der Wueste ist gut besucht.
Die Kakteen werden immer noch groesser, und jedesmal denke ich, dass ich jetzt den groessten gefunden habe. Aber jedesmal kommt noch ein groesserer daher.
Nach 110 km erreiche ich Aguila. Was fuer ein Unterschied zum vorigen Motel - frisch renovierte, geraeumige Zimmer. Hat sich dann auch gleich im Trinkgeld niedergeschlagen.
Ach ja, Waschtag war auch mal wieder. Die Waescheleine habe ich auch selber mitgebracht - perfekt ausgeruestet, aber dadurch halt am Berg etwas langsam.
Beim Dinner treffe ich auf Don, Jay und Cliff - drei Segelflieger aus verschiedenen Ecken des Landes, die hier fuer fuenf Wochen im Hangar campen und jeden Tag fliegen. Neue Leute kennenzulernen scheint um so einfacher zu werden, je kleiner der Ort ist, in dem ich gerade bin.
Jedenfalls werde ich fuer den naechsten Morgen zum Fruehstueck in den Hangar eingeladen. Ein Boot habe ich ja schon, jetzt kommt auch noch ein Segelflugzeug hinzu, das mit Stuntzi aber streitig macht...
Don laedt mich spontan zu sich nach Rom ein. Rom? Nein, Rome, New York. Das liegt fast auf meiner Route, da werde ich doch im Herbst mal einen Abstecher zu seinem Haus am See mit eigenem Wasserflugzeug machen. Die grosse Clamshell-Party mit 200 Leuten verpasse ich wohl, aber das passt schon. Ich mag kein Seafood.
Weiter geht's auf der Strasse. Ich komme nach Wickenburg - von einem Deutschen vor exakt 100 Jahren gegruendet, versucht es der Stadt gewordene Wilde Westen zu sein. Schon seit den 1930ern gibt es "dude ranches", also Ranches, wo Staedter fuer viel Geld das Cowboyleben kennenlernen koennen. Erinnert mich sehr an "City Slickers" mit Billy Crystal. Das lokale Museum ist trotzdem interessant.
Und das hier ist wirklich der groesste Kaktus. Geschaetzt ist er etwa acht Meter hoch.
Nach einem eher entspannten Tag (es macht sich wirklich bezahlt, bei Sonnenaufgang schon auf der Strasse zu sein) komme ich durch die ersten Vororte von Phoenix, Arizona. Und weil ich sowas noch nie gamcht habe, hole ich mir frisches Bargeld an einem Drive-Through-Geldautomaten. :)
Und dann war da noch dieser unerklaerliche kleine See, wo eigentlich ein Park sein sollte. Kann noch nicht lange so sein, das Gras unter Wasser war noch ganz in Ordnung. Ueberschwemmung in der Wueste? Sehr seltsam.
Damit bin ich uebrigens auch am Ende meiner Adventure-Cycle-Association-Fahrradkarten angekommen, die ich fuer die Reise gekauft habe. Ab hier muss ich mir meine Wege selber suchen. Deshalb lege ich moorgen mal wieder einen Ruhetag ein und suche mir den besten Weg von hier nach Albuquerque.
Die Herausforderung dabei ist, dass da ein Gebirge dazwischen liegt und ich weder unnoetig hohe Paesse fahren will (und kann), noch mehr als etwa 70 km pro Tag fahren will (und kann), denn auf mindestens 2400 Meter muss ich auf jeden Fall. Im Moment bin ich auf 400 Metern. Ich hoffe, ich kann den Anstieg vernuenftig auf zwei Tage verteilen, ohne mitten in der Pampa zelten zu muessen.
Die grobe Strecke wird wohl Payson - Heber-Overgaard - Show Low - Eagar - Magdalena - Soccorro - Albuquerque werden. Wer Lust hat, kann ja mal ein wenig recherchieren und mir schreiben, ob das sinnvoll ist.
hei trekzio,
AntwortenLöschenwies auschaut, hastu dich am tag der arbeit im besten sinne abgestrampelt. und für die nachsten tage scheints nicht besser zu werden. hab deine routenangaben mal auf googlemaps nachgestellt, die strecke schaut ja erstmal nicht gerade einladend aus. allerdings, mangels höhenprofil kannich auch nich viel weiter dazu sagen. du hast dir sicher selbst überlegt, ob du nicht die nördlichere route über flaggstaff, zuni pueblo nehmen kannst, ich denke die blauen symbole weisen auf eine nationalstraße hin. ich seh grade, da is ja auch noch das route 66 symbol. kann man da überhaupt sinnvollerweise mit dem fahrrad fahren. ich bin mir sicher, das hast du schon längst recherchiert. wollte dich übrigens grade anrufen, aber entweder bist du schon im bett oder hast keinen empfang. also schlaf gut und sammel deine kräfte für die nächsten tage. gutes gelingen!!! m.