Vor mir liegt ein weiterer Teil der San-Agustin-Hochebene, wie das Schild im Telegrammstil erklaert. Blauer Himmel, kein Woelkchen - wie jeden Morgen.
Aber da steht doch was in der Ebene rum?
In der Tat. Das sind die Antennen des Very Large Array, eines der groessten Radioastronomie-Observatorien der Welt. 1980 erbaut, ist es inzwischen etwas in die Jahre gekommen, wird aber gerade modernisiert.
Technik interessiert mich ja immer, also biege ich von meinem Weg ab und mache mich auf, die 27 Antennen zu besichtigen.
Interessant ist, dass sie verschiebbar sind. Mit einer Kombination aus Wagenheber und Lokomotive koennen sie von ihren Sockeln gehoben und dann auf diesen Doppelgleisen an eine andere Position gebracht werden.
Die "Besucherantenne" von hinten. Die Schuessel hat einen Durchmesser von 25 Metern.
Falls es mal regnet, werden sie ganz schnell in's Trockene gebracht.
Nein, natuerlich nicht. Das ist die Wartungshalle mitsamt einem der Lifter/Transporter, die solche Antennen durch die Gegend schieben koennen.
Unter der Bedingung, dass ich meinen Fahrradhelm gegen etwas stabileres tausche, darf ich auch in die Halle rein.
Auf meinem Weg zurueck zur Strasse nach Magdalena rennt mir ein Rudel Antilopen vor die Linse - glaube ich. Jedenfalls sehen sie genauso aus.
Weiter geht's durch tolle Landschaft...
... und ueber den seltsam benannten "Do Not"-Pass (okay, fuenf Euro in die Kalauerkasse).
Da hinten regnet's schon.
Ich komme in Magdalena an - eine kleine Stadt, die schon sehr viel bessere Tage gesehen hat, sich aber mit aller Macht gegen den Untergang wehrt. In einem sehr kleinen Cafe esse ich den besten Burger, den ich in den USA bisher serviert bekommen habe, und werde fast instaendig gebeten, ueber's Wochenende zu bleiben, um mir das Rodeo anzusehen, mit dem man die Stadt jetzt etwas wiederbeleben will. Aber zwei Tage in Magdalena sind mir doch etwas zu lang, zumal ich mich in Socorro und Albuquerque schon angekuendigt habe.
Eddie, der transkontinentale Spaziergaenger, ist aber am Sonntag in Magdalena angekommen. Als er dann zum Rodeo wollte, hat ihn ein Hagelsturm empfangen, wie er in seinem Blog schreibt. Wie gut, dass ich nicht dableibe.
Die Bank sieht aus, als waere sie in der Gruenderzeit der Stadt gebaut worden. Inzwischen wird sie wohl nicht mehr gebraucht.
Auch die ueberragende Geschaeftsidee, einen Grosshandel mit einfach allem zu betreiben, scheint sich nicht durchgesetzt zu haben. Schade eigentlich, ein paar Sachen haette ich gut brauchen koennen.
Auf dem Weg aus Magdalena raus holt mich dann ein Radlkollege ein. Er macht das schon ein wenig laenger. Sein Rad ist auch ein echtes Langstreckenrad (ein Surly Longhaul Trucker, fuer die Kenner) mit so sinnvollen Details wie Halterungen fuer Ersatzspeichen...
Witzig, dass er genau die gleiche Lenkertasche hat wie ich. Die Ortlieb-Taschen scheinen doch so die besten zu sein. Als ich ihn nach seinem Namen frage, meint er, jeder wuerde ihn nur "Popcorn" nennen, warum auch immer. Nice to have met you, Popcorn! Stay safe!
Da schuettet's ja mal richtig. Waehrend ich den besten Hamburger esse, zieht ein Regenschauer ueber Magdalena hinweg. Glueck gehabt, dass ich gerade ein Dach ueber dem Kopf habe. Aber der Rest der Strecke ist ein Wettrennen zwischen mir und den Wolken. Nass zu werden waere nicht so dramatisch, aber man sagte mir, dass die Blitzdichte hier enorm ist - und auf so einer Hochebene und ohne Faraday'schen Kaefig in Autoform um einen rum ist das kein angenehmer Gedanke. Falls es gewittert, nehme ich mir vor, stelle ich mich unter die strassenbegleitende Stromleitung (aber nicht direkt neben einen Mast), in der Hoffnung, dass das Kabel als Blitzableiter fungiert.
Sehr ueberraschend komme ich an einem Baum vorbei, der als Weihnachtsbaum dekoriert ist und unter dem Geschenke liegen. Keine Ahnung, was fuer eine Geschichte dahinter steckt. Sehr kurios.
Trotz aller moeglichen Unannehmlichkeiten ist das Spiel aus Wolken und Sonne, Licht und Schatten beeindruckend.
Ich komme, immer noch mit einer Speiche zu wenig, in Socorro an. Von Datil aus habe ich mir per warmshowers eine Uebernachtungsmoeglichkeit gesucht. Jeff, den ich angeschrieben habe, bietet mir neben einem Futon im Wohnzimmer auch an, einen Blick auf mein Rad zu werfen, was ich natuerlich dankbar annehme.
Die Garage sieht jedenfalls schon mal sehr gut aus. Alles da, was des Radlers Herz begehrt, und an Motorradler hat er auch gedacht. :) Mein Fahrrad fuegt sich jedenfalls hervorragend ein.
Nur eine passende Ersatzspeiche hat er nicht, und der einzige Fahrradladen in Socorro hat letztes Jahr geschlossen. Nach einem vergeblichen Versuch, die kaputte Speiche zu loeten, telefoniert er mit einem Freund - und der hat die passende Speiche da. Wir radeln rueber, und ich finde mich in einer sehr, sehr aehnlichen Garage wieder. Warmshowers ist super, da sind echt die richtigen Leute beieinander.
Jeff und ich montieren die Speiche, er zentriert das Hinterrad wieder perfekt und ich bin gluecklich. Dafuer lade ich ihn und seine Verlobte jetzt in ein gutes Restaurant ein.
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