... die anscheinend durchaus selbstbewusst ist. Das grosse 'M' auf dem Berg ist nachts jedenfalls beleuchtet, und ja: es gehoert der Uni. Vielleicht haben sie den Berg ja gebaut?
Ganz habe ich mein Interesse fuer alte Autos nicht verloren. Deshalb faellt es mir schon auf, wenn ich mitten in New Mexico auf einmal auf drei alte DKW treffe - zwar fast komplett, aber leider in schlechtem Zustand. Vielleicht werden sie irgendwann wieder aus ihrem heissen Dornroeschenschlaf erweckt.
Und bei dem Schild weiss ich nicht, ueber was ich mich mehr wundern soll: dass die Traktorfahrer hier alle Cowboyhuete tragen muessen, oder dass Traktoren anscheinend auf Zahnraedern fahren.
Ab Socorro fahre ich im Tal des Rio Grande und komme vorbei an netten kleinen katholischen Kirchen, ...
... bluehenden Kaktusfeldern und ...
.. riesigen Baeumen - jedenfalls fuer hiesige Verhaeltnisse. Ihr habt mein Fahrrad auf dem Bild schon gesehen, oder?
Anhand der Blaetter kann ich sie nicht identifizieren. Jemand sagt mir, das waere Cottonwood, weil sie baumwollartige Samen haben. Sicher bin ich mir aber nicht.
In Belen muss ich etwas gegen meinen Hunger unternehmen und stosse zufaellig auf ein altes Kino, das in ein Restaurant umgebaut wurde. Die Harleys vor der Tuer lassen mich einen Moment zoegern, ob ich mein Radl da wirklich dazustellen sollte, aber ich wage es.
Es ware auch sehr schade gewesen, den Anblick innen drin zu verpassen. Der Besitzer betreibt den Laden jetzt seit acht jahren und sammelt alles seit den Sechzigern, was auch nur entfernt mit Film zu tun hat. Wow, ich bin wirklich beeindruckt. Der Besitzer von meiner Radtour ebenfalls, und so bekomme ich eine Tour mit Geschichte und Geschichtchen aller Schaetze, die hier an den Waenden haengen, stehen und liegen. Und er laedt mich zum Dessert ein.
Dass ich von Regenwolken verfolgt werde, wird langsam zur Gewohnheit. Nass geworden bin ich diesmal nicht, aber ich habe mich auch eine halbe Stunde in einem Burgerladen versteckt und dem Regen zugeschaut.
Nach Albuquerque hinein fahre ich auf der historischen Route 66 - spaeter treffe ich dann auch auf die aktuelle Version. Beide haben aber hier nicht den touristischen Charme, den sie anderswo durchaus hat.
Das ist der Rio Grande. Ganz so grandios finde ich ihn hier gerade nicht. Aber er sorgt fuer Gruen rechts und links.
Meine Ankunft verzoegert sich dann noch ein halbes Stuendchen, als ich dieses Gefaehrt am Strassenrand entdecke. Spontan faellt mir die Familienkutsche der Munsters ein. Auch hier erzaehlt mir der Besitzer die Geschichte - er hat das Teil komplett selbst aufgebaut fuer seinen Vater, wenn ich das richtig verstanden habe. Das Ding wuerde jeden TUEVler zu Dauerkopfschuetteln treiben, hat aber eine Strassenzulassung. Die USA sind da weniger penibel...
Nach 2745 km endet der erste grosse Abschnitt meiner Transamerika-Tour: ich komme heil bei meinem Cousin Robert und seiner Frau Valerie an. Hier in Albuquerque mutiert meine Transamerika-Tour fuer knapp eine Woche zu einem entspannten Familienbesuch - Robert und Valerie haben ein nettes kleines Haeuschen im Adobe-Stil (also Lehmziegel, jedenfalls optisch) mit einem interessanten Vorgarten, der das Thema Wueste noch einmal auf den Punkt bringt. Die Knochen sind selbstverstaendlich echt.
Hinten findet sich ein gemuetlicher kleiner Garten. Der Anbau links war mal eine Garage und ist fuer die naechste Woche mein Zuhause. Zur Familie gehoeren auch zwei Hunde, Zelda und Paqua - die muessen in den Blog, das war Bedingung, die Haus-Fotos einstellen zu duerfen. :)
So richtig gehorchen sie allerdings nicht, schon gar nicht familienfremden Menschen wie Kurt, der das hier gerade versucht. Rechts sitzt meine Cousine Franziska, die hier auch gerade zu Besuch ist.
Zelda, Rob und Val. Wer wer ist, findet ihr bestimmt alleine raus.
Trotz aller Entspannung machen wir am Sonntag einen Fahrradausflug durch die Altstadt und am Rio Grande entlang. Das hier ist die aelteste Kirche in Albuquerque ...
... und ich glaube das erste Foto, auf dem ich nicht mein gruenes Radltrikot anhabe.
Entlang der Strecke treffen wir auf das zweite Ghost Bike, das ich sehe - das erste habe ich leider nicht fotografiert. Ghost Bikes erinnern an meist toedliche Unfaelle mit Fahrradfahrern und mahnen Autofahrer zur Vorsicht. Ich habe eine stille Gedenkminute eingelegt.
Im Norden von Albuquerque, entlang des Rio Grande wohnt das Geld. Stellvertretend habe ich dieses kleine Landhaeuschen fotografiert - die Nachbarhaeuser waren durchaus vergleichbar.
Aber auch die Gegend, in der Rob wohnt, ist durchaus ansehnlich - breite, ruhige Strassen, einstoeckige Adobe-Haeuser, viel Platz.
Gegen Ende des Ausflugs laesst sich mein Fahrrad kaum noch schalten. Ich reinige die Mechanik, das hilft aber nichts. Allerdings bemerke ich, dass das Schaltseil am hinteren Ende anfaengt, sich aufzuloesen.
Also fahre ich am Montag morgen gleich zum naechsten Fahrradladen und lasse ein neues Schaltseil einbauen. Beim Ausbau des alten zeigt sich, dass auch am vorderen Ende, versteckt im Schalthebel, schon einzelne Draehte gebrochen sind. Ist halt doch schon ueber 8000 km drin. Das erklaert jedenfalls die Schaltprobleme, die mit dem neuen Seil auch sofort verschwunden sind.
Ich kaufe dann auch gleich noch einen qualitativ hochwertigeren Spiegel zum Anclipsen an die Brille, denn in Zukunft will ich doch wissen, was gerade so von hinten auf mich zukommt. Reservespeichen habe ich schon von Jeffs Freund bekommen, jetzt kaufe ich auch noch den passenden Speichenschluessel dazu. Was mir immer noch fehlt, ist das Werkzeug, um die Zahnradkassette zu loesen, falls eine Speiche auf der Kettenseite ausgewechselt werden muss. Dafuer braucht man zwei grosse Werkzeuge, zusammen mindestens ein Pfund schwer. Als Notbehelf gibt es ein kleines, leichtes Trickdingens, aber nur im Internet. Das habe ich jetzt mal bestellt, Rob wird's mir irgendwohin nachschicken, wenn es ankommt.
Und ihr drueckt mir einfach fester die Daumen, dass das jetzt die letzten technischen Probleme waren. :)
Am Dienstag will ich mir Albuquerque mal von oben anschauen. Die East Mountains sind direkt vor der Stadt. Man kann von der flacheren Rueckseite, die im Winter ein prima Skigebiet und im Sommer ein ebensogutes Wander- und Mountainbike-Gebiet ist, mit dem Auto hochfahren - oder auf der steilen Stadtseite die Seilbahn nehmen. Genau das mache ich.
Das ist ein Teil der East Mountains. Ich bin gerade mal ein paar hundert Meter aus Albuquerque raus und ...
... stehe vor der laengsten Seilbahn der Welt. Jedenfalls bis vor ein paar Jahren - inzwischen, so sagt man mir, gibt's noch eine laengere, irgendwo in Armenien.
Ich lasse mich also bis auf 10378 Fuss auf den Sandia Peak hochseilen, das sind immerhin 3163 Meter, ziemlich genau 200 Meter hoeher als die Zugspitze. Albuquerque selber liegt allerdings auch schon auf 1650 Metern.
Indische Verhaeltnisse: wenn die Gondel voll ist, faehrt man halt auf dem Dach mit. Oder sollten das Mechaniker sein, die das Seil kontrollieren sollen?
Das ist die flache Seite. Hier gibt's drei Sessellifte, was das ganze zu einem beliebten Wintersportgebiet macht.
Blick an der Kante entlang - rechts die flache, links die steile Seite. Man erkennt auch ganz schoen, warum es diese beiden Seiten gibt: das Tal des Rio Grande ist hier keine Auswaschung, vielmehr haben sich zwei Platten der Erdkruste aufeinander zu geschoben. Ein schmaler Streifen, eben das Tal, wurde dabei nach unten weggedrueckt, waehrend die Platten auf ihn drauf gerutscht sind und sich so gehoben haben. Daher ruehren die schraegen, aber parallel zum flachen Abfall nach rechts verlaufenden Gesteinsschichten, waehrend links einfach eine Abbruchkante ist.
Das ganze war in grauer Vorzeit mal ein See, deshalb findet man beim Wandern auch jede Menge Fossilien im Gestein.
... und die letzten Reste Schnee, waehrend es im Tal schon ueber 30 Grad hat.
Birkenwaelder auf ueber 3000 Metern Hoehe? Warum nicht, wir sind halt doch gerade etwas weiter suedlich als die Zugspitze.
Da unten ist dann Albuquerque. An klaren Tagen kann man etwa 150 Meilen weit sehen. Heute ist's leider nicht sehr klar, die Luft ist zu feucht.
Ich wandere so ein, zwei Stunden auf dem Grat entlang und freue mich, dass mein Knoechel das mitmacht. Danach bin ich aber doch etwas fertig, goenne mir ein fettes Stueck Torte im Gipfelrestaurant und lasse mich wieder runterseilen. Das Mountainbiken hier verschiebe ich auf unbestimmte Zeit.
Unterhalb der East Mountains liegen die Foothills - naheliegender Name. Franziska und ich unternehmen am Freitag eine Wanderung, um uns die Vegetation mal aus der Naehe anzusehen.
Franziska findet sie so toll, dass sie gleich einen Kaktus umarmen will.
Ich umarme stattdessen lieber sie.
Wir finden Sandsteinkanten, die man sich hundertfach vergroessert auch als Grand Canyon vorstellen koennte. Die Natur ist schon lustig.
Sehr viele Kakteen in den verschiedensten Formen.
Als Busch habe ich einen Kaktus allerdings bisher noch nicht erlebt. Man lernt nie aus.
Franziska will den Gipfelstein wegrollen, ...
... aber ich halte dagegen. Falls jemand raufwandern will: er ist noch da.
Wobei "Gipfelstein" nicht ganz richtig ist - hier sind wir ganz oben auf einem der Foothills. Der weisse Streifen ist uebrigens natuerlich - ich deute ihn als eine Sedimentschicht, die aus irgendwelchen Gruenden heller ist als der Rest. Vielleicht ist sie entstanden, als gerade die Dinosaurier ausgestorben sind? Die Foothills scheinen jedenfalls teilweise auf der Seite liegende Brocken der oben genannten Platte zu sein.
Damit endet mein kleines Familientreffen, und die Radtour beginnt wieder. Auf nach Santa Fe!
Wer mich bis Kansas City weiter verfolgen will, hier ist die Route: http://g.co/maps/ex8rz - und nein, das ist ein anderes Las Vegas!
Hast Du doch irgendwie nen Motor ans Rad gebaut, oder radlst Du doch die Nächte durch? am 6. Mai schreibst Du was von 2200km und jetzt hat das Schaltseil plötzlich 8000 hinter sich?
AntwortenLöschenAber es macht Spaß mitzulesen. Und bei den schönen Photos krieg ich auch Fernweh :-)
Sei gedrückt
Achim
Achim: 5800 km in ein paar Tagen? Klar, ich habe die Strecke, die ich aufgrund der Erdrotation zuruecklege, mitgerechnet. :)
AntwortenLöschenNein, der Trip hier war am 6. Mai 2200 km lang, aber das Fahrrad ist ja schon ein wenig aelter und war ja mit mir schon in Paris und Wien und ungefaehr eine Million mal in der Firma - daher kommen die 8000 km. Gluecklicherweise ist das Seil nicht so exotisch wie ein Rohloff-Seil... ;)
Hey Dani,
AntwortenLöschenich kann Achim nur zustimmen, es macht einfach viel Spass mitzulesen und über die Fotos von Robert, Valerie und Franziska hab ich mich natürlich sowieso sehr gefreut. Der Garten bei den beiden ist ja wirklich - interessant, eher so ein Wüstenstilleben...
Über ein Viertel der Strecke hast du jetzt schon hinter dir, oder? Ist übrigens ne gute Idee mit der Karte, wo man jetzt ganz leicht gucken kann, wo du gerade bist.
Das mit den Ghost Bikes hatte ich noch nie gehört, ist fast ein bisschen gruselig.
Pass weiter auf dich auf und lass es dir gutgehen!
Liebe Grüße
Julia
Hi Daniel,
AntwortenLöschenvielen Dank, dass ich so auch mal zu einer wirklich guten Beschreibung der Gegend komme, in welcher Rob und Val wohnen.
Ich kenne Rob seit 1986 glaube ich und wir waren schon zusammen in Italien in den Ferien und damals in Heidelberg seinen Vater besuchen. Rob schickt mir doch eher spärliche Bilder seiner Wüstenkurztrips von den Wochenenden.
Danke dafür Michael aus Lörrach
Hi Michael,
Löschenfreut mich, dass ich Dir da weiterhelfen konnte. Musst halt Rob und Val mal besuchen kommen. :)
Cheers
Daniel